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VIVA MARIA, ARRIVERDERCI MACHO - FRAUEN<br />

EROBERN ITALIEN<br />

In Gedenken an die römische Fernsehjournalistin Franca Magnani. Sie war eine<br />

Symbol-Figur italienischer Frauen-Autonomie und kompetenter Reportagen. Berichte, die<br />

zu Glanzstücken der ARD vornehmlich in den siebziger Jahren zählten. In Deutschland<br />

herrschte dam<strong>als</strong> noch Kalter Krieg gen Ostenblock und insgeheim gegenüber<br />

selbstbewussten Frauen. Anlass genug für den CSU nahen Bayerischen Rundfunk, Franca<br />

Magnani, die mit einem Kommunisten verheiratet war, vom Bildschirm zu verbannen.<br />

Franca Magnani (*1925+1996) starb an einer Krebserkrankung in Rom.<br />

Alles wandelt sich, alte Klischee-Bilder verstauben. Auch die Vorstellungen in unseren<br />

Köpfen müssen sich ändern. Die Frauen der Mittelmeerländer sind längst nicht mehr die Flamenco<br />

tanzenden Zigarettenarbeiterinnen aus der Bizet-Oper "Carmen". Auch nicht mehr jene ergebenen<br />

Familien-Frauen, die italienische Männer so gern priesen (und betrogen). Martina I. Kischke<br />

Frankfurter Rundschau vom 21. März 1992 12<br />

Im Jahre 1973 spöttelte die Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" über die<br />

Mitglieder der italienischen Frauenbewegung <strong>als</strong> "Generale ohne Heer". Zwei Jahre später<br />

mutmaßte dasselbe Blatt, dass "hier eine politische bedeutsame Kraft entsteht, mit der Regierung<br />

und Parteien rechnen müssen". Wiederum sechzehn Jahre danach fragen Journalisten vom<br />

"Corriere della Sera", "wann nunmehr der Tag der Frau in einen Tag der Männer umgewandelt<br />

wird. Die Frauen schaffen sich den Mythos einer eigenen Moral und vergessen dabei, dass auf der<br />

moralischen Ebene alle Menschen gleich sind." Offensichtlich sind Italiens Männer irritiert.<br />

Wohl kaum ein anderes Land spült derartige soziale Veränderungen zwischen Männern<br />

und Frauen an die Oberfläche, wie es gegenwärtig in Italien geschieht. Alte Rollenbilder, tradiertes<br />

Rollenverhalten befinden sich im industrialisierten Norden in Auflösung, und im<br />

traditionsverbundenen, ärmeren Süden weicht die klassische Männlichkeits-Ideologie langsam auf. -<br />

Italia in den neunziger Jahren.<br />

Dabei wurde sie schon vielerorts für tot erklärt, die italienische Frauenbewegung, die in<br />

den siebziger Jahren fast die radik<strong>als</strong>te in Europa war. Geändert haben sich jedoch lediglich die<br />

Ausdrucksformen ihrer Arbeit - die auf Autonomie bedachten Italienerinnen sehen wohl kaum ihr<br />

Hauptanliegen daran, unentwegt schlagzeilenträchtige Szenarien frei Haus für die<br />

Abendnachrichten zu liefern. Vergilbt ist auf vielen römischen Mauern der Kampfesruf<br />

verflossener Jahre noch halbwegs lesbar: "Tremate, tremate, le streghe son' tornate" (Zittert, zittert,<br />

die Hexen sind wieder da). Vorbei ist mittlerweile jene legendäre, revolutionär-angehauchte Ära<br />

allgemeiner Frauen-Rebellion. - Zeiten, in denen es möglich war, per Schnellballsystem innerhalb<br />

von 24 Stunden siebzigtausend Frauen telefonisch für Massendemonstrationen zu mobilisieren. Mit<br />

erhobenen Händen formten Feministinnen das Zeichen der Vulva und drohten vor dem "Palazzo<br />

der Väter" (Parlament), die Männer zu kastrieren. Mit Parolen wie "il potere e maschio" (die Macht<br />

ist männlich) wuchsen Zorn und Verbitterung. Der frühere Ministerpräsident Amintore Fanfani<br />

(*1908+1999) prophezeite drohend: "Eure Männer werden Euch verlassen."<br />

12 Mariangela Gioacchini<br />

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