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Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

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Lebemanns. In Bordellen und Bars um Bonn und Köln gab der bayerische Biedermann pro Abend<br />

zwischen zwei- und viertausend Mark für Champagner, Kaviar und Mädchen aus. Gerade deshalb<br />

baut der SPD-Genosse darauf, dass sich "Night-Club Leo" wegen dieser Übereinkunft "unter uns<br />

Männern" auch verpflichtet fühlt, seine Gesinnungsfreunde von Attacken auf Fellermaiers<br />

Lebenswandel abzuhalten. Bislang allerdings hat CSU-Politiker Leo Wagner nichts getan, um die<br />

gefährliche Aussage seines Kollegen Günther Müller zu verhindern. Rätselraten.<br />

Verständlich. Leo Wagner plagte eine düstere Vorahnung. Schon wenige Monate nach<br />

dem Fellermaier-Sumpf musste er wegen seines eigenen nächtlichen Doppellebens das<br />

herausragende Amt eines parlamentarischen Geschäftsführers niederlegen. Absturz in die<br />

Bedeutungslosigkeit. Der Grund war sein Finanzdebakel, Schulden über Schulden. Er wurde fünf<br />

Jahre später (1980) von der 3. Großen Strafkammer des Landgerichts Bonn wegen Betrugs zu einer<br />

Freiheitsstrafe von 18 Monaten mit Bewährung und 168.000 Mark Geldbuße verurteilt. Der frühere<br />

Pädagoge Wagner hat, so die Richter, seit Ende der sechziger Jahre über seine Verhältnisse gelebt<br />

und sich -bei einem Monatseinkommen von über 11.000 Mark - in "zunehmender<br />

Verschwendungssucht" in undurchsichtige Kreditgeschäfte verstrickt. Betrug deshalb, weil er längst<br />

verpfändete Bezüge oder auch Bundestagsdiäten hinterhälterisch nochm<strong>als</strong> <strong>als</strong> neue Sicherheit für<br />

die horrenden Geldforderungen anbot; eben wissentlich abtrat, obwohl längst nichts mehr zu holen<br />

war - gar nichts.<br />

Ludwig Fellermaier kannte Wagners Milieus, Puffs, Pornos, Bars und Busen nur zu genau.<br />

Er, der Mann aus kleinen Verhältnissen, ahnte beizeiten, dass er der Rolle eines Lebemanns mit<br />

erfundenen Bettgeschichten nicht gewachsen war. Sie waren ihm längst entglitten. Kleinlaut<br />

gestand er im kleinsten Kreis: "Ich würde heute die Behauptung über Frau Hartmann nicht noch<br />

einmal machen. Wenn man aus dem Rathaus kommt, ist man eben klüger." Und seine Frau Martha<br />

fügt enttäuscht hinzu : "Ich verstehe überhaupt nicht, warum er sich auf so etwas einlässt. Uns geht<br />

es doch gut. Aber wenn es dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Eis."<br />

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