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Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

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den Sturz Helmut Schmidts <strong>als</strong> Bundeskanzler (1974-1982). Zu ihnen zählten u.a. Helga<br />

Schuchardt (Mitglied des Deutschen Bundestages 19721983, FDP-Austritt 1982), Ingrid Matthäus-<br />

Maier (Bundestagsabgeordnete 19761999, FDP-Austritt 1982, SPD-Eintritt 1983) und Hildegard<br />

Hamm-Brücher (FDP-Staatsministerin im Auswärtigen Amt 1976-1982). Von ihr stammt die<br />

seinerzeit vielbeachtete Bemerkung zum Politikverständnis jener Tage: "Ich kann doch nicht einen<br />

Kanzler mein Misstrauen aussprechen, dem ich vor drei Monaten mein Vertrauen ausgesprochen<br />

habe." Irmgard Schwaetzer konnte.<br />

Als einziges weibliches Mitglied ihrer Fraktion unterstützte Irmgard Schwaetzer die Wahl<br />

Helmut Kohls zum Kanzler der Republik. Ihre Distanz zu den Weggefährtinnen beschrieb sie so:<br />

"Ich habe mir dann gesagt: Das bringt nichts, ich verabschiede mich. Hier gehöre ich nicht mehr<br />

hin." - Und verschwand. In jenen Jahren hatte es Hans-Dietrich Genscher ohnehin missfallen, dass<br />

sie regelmäßig mit den Fraktions-Linken frühstückte. Schon kurz vor der Wende, Frauen-<br />

Emanzipation hin, Frauen-Selbstbestimmung her, da hatte er sie kurzerhand umbeordert. Danach<br />

nahm sie an die Treffen des konservativen Zirkels des damaligen Schatzmeisters Richard Wurbs<br />

(Vize-Präsident des Deutschen Bundestages 1979-1984) teil. Rechtsdenkende Abgeordnete,<br />

Beamte, Geschäftsleute, Anwälte, Notare, Immobilien-Makler, Handwerksmeister sammelten sich<br />

dam<strong>als</strong> um den Bauunternehmer Richard Wurbs, der auch einmal <strong>als</strong> Vize-Präsident des<br />

Parlaments mit obligatem Glöckchen-Bim-Bim Sitzungswochen einzuläuten verstand.<br />

Es waren FDP-Männer, die nicht in Versuchung gerieten, eigenständig Politik zu<br />

formulieren, Abgeordnete, die wohl kaum je ein Regierungsamt erklimmen würden, die ihre<br />

Aufgabe mit einem Platz in den hinteren Reihen hinreichend gewürdigt sahen und dennoch von<br />

Institutionen gestützt, ihren Führungsanspruch in der Republik dezidiert einsetzten. Es ist eine<br />

nach draußen eher sprachlose Macht-Elite, ohne deren Zustimmung nichts läuft, kein<br />

Gesetzentwurf die parlamentarischen Gremien passiert, der größere Koalitionspartner, ob SPD<br />

oder CDU/CSU, oft kuscht, keine wie auch immer angelegte Karriere denkbar wäre. Eben "ein<br />

Geheimbund", wie Hans-Dietrich Genscher diesen Klub charakterisierte.<br />

Irmgard Schwaetzer, die sich in den Jahren zuvor energisch den Anschein einer<br />

"Fortschrittlichen" zugelegt hatte, gab sich nun in ihrem politischen Konzept <strong>als</strong> Schülerin von<br />

Otto Graf Lambsdorff (Bundeswirtschaftsminister 1972-1984) zu erkennen. Seine Idee von der<br />

Marktwirtschaft wurde zu ihrem Credo. In die neue politische Landschaft passte sie damit<br />

fugendicht hinein. Das sollte sie freilich nicht daran hindern, sechs Jahre später, auf dem<br />

Wiesbadener FDP-Parteitag im Herbst 1988, mit dem gut platzierten Hinweis darauf, dass sie eine<br />

Frau ist ("ich bin schon immer eine Frau gewesen"), gegen ihren Förderer und Lehrmeister um den<br />

Chefposten anzutreten, ihn niederzumachen. Ererfolglos<br />

Immerhin avancierte die ehemalige Pharmazeutin auf dem Berliner Wendeparteitag des<br />

Jahres 1982 zur Gener<strong>als</strong>ekretärin der FDP (1982-1984) - <strong>als</strong> erste Frau in der Parteigeschichte.<br />

Obwohl sie nur 200 von 382 abgegebenen Stimmen erhielt, wurde sie damit Nachfolgerin des<br />

legendären Karl-Hermann Flach (*1929+1973) und auch Günter Verheugen (Gener<strong>als</strong>ekretär<br />

1978-1982, Übertritt zur SPD). Beide hatten bekanntlich für den Liberalismus Beträchtliches<br />

geleistet und mit Erfolg versucht. dem Bild der kleinen Partei zwischen den Blöcken der großen<br />

Volksparteien CDU/CSU und SPD Konzeption und eigenständige Konturen zu geben.<br />

Der fliegende Regierungswechsel zur CDU/CSU offenbarte bei den Liberalen einen ihrer<br />

gravierendsten Identitätsverluste. In der Bevölkerung hatte sich weitestgehend die Ansicht<br />

durchgesetzt, dass die FDP-Macht kein Gewissen hat und das Gewissen keine Macht. Noch vier<br />

Monate vor der nächsten Bundestagswahl im Jahre 1983 lagen die Liberalen laut<br />

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