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Gesuche von Verwandten hin 34 Leichen auf dem Moreno-Friedhof südlich von Buenos Aires<br />

exhumiert. Bei allen Leichen waren die Hände auf dem Rücken zusammengebunden. Sie konnten<br />

<strong>als</strong> die Opfer einer Anti-Guerillia-Aktion identifiziert werden, die am 14. April 1976 in diesem<br />

Vorort von Buenos Aires abgelaufen war. Auf dem zentralen Friedhof in Córdoba hoben Militärs<br />

am 10. Oktober 1976 ein Massengrab mit Baggern aus, mindestens 60 Leichen wurden<br />

hineingeworfen. Die Stelle wurde anschließend zubetoniert. Dazu amnesty international: "Es ist<br />

offensichtlich, dass in Argentinien eine große Zahl von Leuten, die spurlos verschwanden,<br />

inoffiziell exekutiert worden sind." Häufig allerdings geben die Militärs auch nach solchen<br />

Erschießungen ein Kommuniqué heraus. Darin heißt es in nahezu immer wortgleichen<br />

Formulierungen: "Die Gefangenen wurden beim Fluchtversuch erschossen." Oder: "Die<br />

Sicherheitskräfte konnten mehrere subversive Personen aufspüren. Als sie sich weigerten, einem<br />

Haftbefehl zu folgen, kam es zum Schusswechsel, bei dem mehrere sub- versive Verbrecher den<br />

Tod fanden."<br />

Der Terror des Videlas-Regimes richtet sich nicht nur gegen die eigenen Landsleute,<br />

sondern auch gegen die rund 12.000 Flüchtlinge aus den Nachbarstaaten, die in den letzten Jahren<br />

in Argentinien Asyl gefunden hatten. Im Büro des Hohen Kommissars für das Flüchtlings- wesen<br />

der Vereinten Nationen in Buenoes Aires - es ist im 8. Stock der Einkaufsstraße SuiPacha 280<br />

untergebracht - hängt ein Plakat mit dem englischen Satz: "It doesn't take much to become a<br />

refugee - your race or belief can be enough" ("Es ist nicht schwer, ein Flüchtling zu werden, deine<br />

Rasse oder dein Glauben können genügen").<br />

Seit dem Amtsantritt Videla ist es in Argentinien nicht schwer, <strong>als</strong> Flüchtling eine Leiche<br />

zu werden. Am 2. April 1976 trug die staatliche Einwanderungsbehörde allen in Argentinien<br />

lebenden Flüchtlingen auf, ihren Wohnort anzugeben und sich anschließend alle 30 Tage bei der<br />

Polizei zu melden. Als Strafe wurde der Entzug des Asylrechts angedroht. Diese auf den ersten<br />

Blick harmlos administrative Maßnahme hatte für viele tödliche Folgen.<br />

So wurden wenige Tage später in einem Hotel im Zentrum von Buenos Aires der<br />

ehemalige uruguayische Senator Zelmar Michelini und der ehemalige Parlamentspräsident von<br />

Uruguay Hector Ruiz verhaftet und kurz darauf von Kugeln durchsiebt an einer Straße gefunden.<br />

Am 26. Mai 1976 wurde der ehemalige Präsident von Bolivien, General Juan Jose Torres<br />

(*1920+1976, Präsident von Bolivien 1970/1971) aus seiner Asylwohnung in Buenos Aires<br />

entführt und einen Tag später 80 Kilometer außerhalb der Hauptstadt ermordet aufgefunden.<br />

Torres wurde im Rahmen der Operación Cóndor erschossen. Unter diesem Codenamen operierten<br />

in den 70er und 80er Jahren Sicherheitsdienste von sechs lateinamerikanischen Ländern mit der<br />

erklärten Absicht, linke politische und oppositionelle Kräfte weltweit zu verfolgen und<br />

auszuschalten. Nach den bisherigen Ermittlungen - Jahr 2008 - sowie der Auswertung von<br />

Dokumenten fielen mindestens 200 Personen der Operación Condor zum Opfer. Menschenrechtsorganisation<br />

wie amnesty international (ai) gehen jedoch von einer weitaus höheren Anzahl<br />

Ermorderter aus. ai befürchtet, dass unter den latein- amerikanischen Regimen bis zu 50. o00<br />

Menschen ihr Leben ließen, weitere 35.000 noch immer vermisst werden.<br />

Nach nunmehr ausgewerteten amerikanischen Dokumenten war es insbesondere US-<br />

Sicherheitsberater Henry Kissinger während der Präsidentschaft von Richard Nixon (1969-1974),<br />

der die Operación Condor aktiv unterstützte. Er befürchtete eine marxistische Revolution in<br />

Lateinamerika. Demzufolge betrachtete Friedensnobelpreisträger Kissinger (1973) die<br />

Militärdiktatoren <strong>als</strong> Verbündete der USA. Bemerkenswert ist zudem, dass Frankreich Veteranen<br />

aus dem Algerienkrieg (1954-1962) den lateinamerikanischen Militärs zwecks Erfahrungsaustausch<br />

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