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untersagt wird, andere Kampfmittel wählt, auch wenn einige Formen strengstens verurteilt werden<br />

müssen."<br />

Doch die Araber betreiben Opposition nicht nur mit Schüssen aus dem Hinterhalt oder<br />

Sprengstoffanschlägen. Im Askelon-Gefängnis sitzen zwar Dutzende palästinensischer Terroristen.<br />

Aber verhaftet wird auch, wer eine palästinensische Fahne hisst, Parolen gegen Israel auf eine<br />

Mauer pinselt, ein palästinensisches Lied singt oder den Familien politischer Gefangenen hilft. So<br />

jedenfalls fand es der Sonderausschuss der Vereinten Nationen heraus, der die Verletzung der<br />

Menschenrechte in den besetzten Gebieten durch die Israelis untersuchte.<br />

Die Strafen sind hart. Allein die Mitgliedschaft in einer der verbotenen Organisationen<br />

kann zehn Jahre Knast einbringen, und in Israel gibt es keine vorzeitige Haftentlassung, einzige<br />

Ausnahme. Arabische Jugendliche, die während der jetzt fast täglich abrollenden Demonstrationen<br />

in den besetzten Gebieten fest-genommen wurden, können von den Eltern freigekauft werden -<br />

pro Jungmann 3.000 israelische Pfund, etwa tausend Mark.<br />

Die UNO-Menschenrechtskommission sammelte zahlreiche Zeugnisse über Folterungen,<br />

mit denen vor Prozessbeginn Aussagen erpresst werden.<br />

Die jüdische Anwältin Felicia Langer sagte vor der Kommission aus, ihr Mandant<br />

Mohamed Atwan sei im Verhörzentrum Moscoviha so heftig geschlagen worden, dass er schwere<br />

Blutergüsse auch am Hodensack davongetragen habe.<br />

Die Gefangenen Suleiman Elk-Najab, Ghassan El Harb und Jamal Freteh aus der Anstalt<br />

Jallameh bei Hafia trugen laut UN-Bericht schwere Verbrennungen davon, nachdem eine ätzende<br />

Flüssigkeit auf ihre Körper gesprüht worden war. Mit diesem Säurespray wurde auch der ehemalige<br />

Gewerkschaftsführer Khalie Hijazi,42. gequält. Hijazi lebte in West-Jordanien, wurde aus Israel<br />

deportiert und verdient heute seinen Lebensunterhalt <strong>als</strong> Bauarbeiter für die PLO im Libanon. Die<br />

Israelis hatten ihn verdächtigt, Waffen verborgen zu haben. Doch Beweise fanden sie nicht. Sie<br />

sperrten Hijazi auf der Verhörstation Miscoviha mit Kriminellen ein, die dem Araber brennendes<br />

Papier zwischen die Fußzehen klemmten, ohne dass die Wärter dagegen einschritten.<br />

Weitaus grausamer behandeln die Juden jene Araber, denen sie tatsächlich aktiven<br />

Widerstand nachweisen können. Eines der Opfer, der 31jährige Ahmad el Hadhod, lebt heute in<br />

Beirut. Er wurde in Hafia geboren, doch seine Familie flüchtete 1948 bei der Gründung Israels ins<br />

nördlich gelegene Nablus, das bis zum Sechs-Tage-Krieg zu Jordanien gehörte. Der Vater eröffnete<br />

in der Altstadt von Nablus einen Süßigkeitenladen. Als die Israelis 1967 Nablus besetzten, trat der<br />

junge Ahmad el Hadhod der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) bei, einer marxistischleninistischen<br />

Splittergruppe der PLO - dam<strong>als</strong>. Ihr politisches Ziel war die Vernichtung des<br />

israelischen Staates. Ahmad erzählt: "Am 16. September 1968 wurde unser Laden umstellt,<br />

zwischen 10 und 11 Uhr stürmten israelische Geheimdienstler in das Gebäude. Ich kam die Treppe<br />

aus dem ersten Stock herunter, und die stürmenden Israelis fragten mich, wer Ahmad el Hadbod<br />

sei. Ich sagte: "Der ist draußen, ich hole ihn rein', rannte raus und flüchtete zu meinen Kameraden.<br />

Die wollte, dass ich mich stelle, damit sie nicht auch aufflogen."<br />

"Ich ging <strong>als</strong>o in den Laden zurück. Als ich mich ergab, fesselten mir die Israelis die<br />

Hände und Füße und schleppten mich zu einem wartenden Landrover. Im Wagen trampelten die<br />

Polizisten auf mir herum, bespuckten mich. Die Fahrt ging zum Gefängnis von Nablus, neben<br />

demauch das Verhörzentrum liegt, das ehemalige Rathaus von Nablus. Dort wurde ich freundlich<br />

empfangen, ein Offizier entschuldigte sich sogar für die Tritte im Landrover. Dann wurde ich<br />

verhört. Die Polizisten lockten mit dem Angebot, bei einem Geständnis bekäme meine Familie ein<br />

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