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- Freiheit in diesem Land.<br />

Der Bundeswehr waren die BGS-Grenzer bald zu zackig, der Bereitschaftspolizei in den<br />

Ländern zu soldatisch. Der Mainzer CDU-Innenminister Heinz Schwarz (1971-1976): "Die können<br />

ja fast nichts außer schießen." Und der SPD-Bundestagsabgeordnete, Mitglied des<br />

Verteidigungsausschusses, Karl-Heinz Hansen (1969-1982) warnte eindringlich: "Der<br />

Bundesgrenzschutz ist gefährlicher <strong>als</strong> die Bundeswehr. Er hat die Leute aufgenommen, die beim<br />

Aufbau der Armee wegen mangelhafter demokratischer Qualifikation durchgefallen sind."<br />

Hofiert und gehätschelt wurden die BGS-Grünjacken stets von ihren Ziehvätern, den<br />

Bundesinnenministern. Ihre Lobeshymnen durchziehen geradezu atemlos die noch junge<br />

Geschichte Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Eine Kontinuität der Stärke. Einst tönte<br />

der CDU-Innenminister Gerhard Schröder (1953-1961; *1910+1989): "Die Beliebtheit des<br />

Bundesgrenzschutzes schafft gerade an der oft brenzligen Zonengrenze Vertrauen." Hermann<br />

Hörcherl, CSU ,( 1961-1965; *1912+1989) schwärmte: "Die Arbeit ist phantastisch. Wir müssen<br />

eine allgemeine Dienstpflicht für den BGS einführen." Paul Lücke , CDU, (1965-1968;<br />

*1914+1976): "Wenn hier der Notstand ausbricht, alles drunter und rüber geht, dann ist BGS da<br />

und in seiner Kraft nicht zu unterschätzen." Ernst Benda, CDU ,(1968-1969): "Der BGs ist das<br />

unerlässliche Bindeglied zwischen polizeilichem und militärischen Einsatz." Hans-Dietrich<br />

Genscher, FDP, (1969-1974): "Der Bundesgrenzschutz ist ein Garant der freiheitlichdemokratischen<br />

Grundordnung." Gerhard Baum, FDP, (1978-1982): "Der Bundesgrenzschutz ist<br />

eine bestens ausgerüstete Bundespolizei." Wolfgang Schäuble, CDU, (2005-2009): "Ohne das<br />

Engagement und den mobilen Einsatz des BGS wäre der Kampf gegen den internationalen<br />

Terrorismus nahezu aussichtslos. Hut ab."<br />

Trotz der Lobeshymnen seiner Befehlshaber blieb der BGS eine Truppe ohne klaren<br />

Auftrag - folglich mit fragiler Identität. Von der "Auflösungsdebatte" geschockt, vom<br />

Personalmangel geplagt, versuchen die Grünjacken jahrzehntelang, ihre Existenzberechtigung <strong>als</strong><br />

Puffer an der einstigen DDR-Grenze zu beweisen; suche nach Anerkennung. Doch das hehre Ziel<br />

"Zwischen Ost und West nur BGS" wurde nicht erreicht. Denn außer den Grenzern patrouillieren<br />

noch Beamte des Zolls und der Bayerischen Grenzpolizei sowie Engländer und Amerikaner am<br />

Zonenrand früherer Jahre. Seitdem die DDR-Grenze seinerzeit noch engmaschiger geworden ist,<br />

durchsetzten Eifersüchteleien, Statusrivalitäten - Animositäten den eigentlichen Überwachungs-und<br />

Schutzauftrag.<br />

Wenn zum Beispiel ein westdeutscher Schlauchbootfahrer auf der Elbe von DDR-<br />

Grenzern aufgebracht wird, liefern sich Zoll und BGS ein Wettrennen: Wer ist schneller am Tatort.<br />

Sieger bleibt meistens der Zoll, weil er auf der Elbe eigene Schnellboote einsetzen kann. Der BGS<br />

rudert im Schlauchboot hinterher oder muss erst einen Hubschrauber in Gifhorn startklar machen.<br />

General Kühne kann nicht verwinden, dass der Zoll dem Grenzschutz in der Tagesschau oft die<br />

Schau stiehlt. "Es ist blödsinnig mit diesem Verein. An der Grenze ist doch alles dicht, da gibt es<br />

gar nichts zu verzollen. Was wollen die da eigentlich?" Zollamtmann Westermann aus Hitzacker<br />

kontert: "Der BGS soll mal auf dem Teppich bleiben. Wir sind mit unseren Booten auf der Elbe<br />

und mit 200 Mann ständig im Einzeldienst an der Grenze. Der BGS ist weit vom Schuss, nämlich<br />

in den Kasernen."<br />

Einen Erfolg allerdings kann der BGS für sich allein verbuchen. 1975 war er 68.500<br />

Neugierigen ein hilfsbereiter Grenzführer. Ins Gerede gebracht haben den BGS fast ausschließlich<br />

die eigenen Affären. So musste 1973 der damalige Innenminister Hans-Dietrich Genscher zugeben,<br />

dass BGS-Beamte neun Jahre zuvor an einer Übung der US-Armee zur "Bandenbekämpfung"<br />

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