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Linienmaschinen gut zu erreichen.“ Inzwischen hat auch Erhard Epplers Ministerium eingesehen,<br />

dass diese Anschaffung nicht sinnvoll war. Seit Dezember 1972 – <strong>als</strong>o über ein Dreiviertel Jahr –<br />

steht das Fleugzeug unbenutzt herum.<br />

Auch für den Erwerb von Fahrzeugen saß das Geld wie selbstverständlich aus dem<br />

Entwicklungs-Etat locker. „Drei Autos und ein Klinomobil stehen auf einem Bauplatz in Libreville<br />

herum, verrotten“, spottet Entwicklungshelfer Heintze empört. Sein Projektleiter Hilgers prahlt<br />

dagegen: „Wir werden am Unabhängigkeitstag (17. August 1960 von Frankreich) mit allen Wagen<br />

vor dem Präsidenten und seinem Frauen-Stab vorbeidefilieren.“ Männer-Stolz in Afrika.<br />

Doch mittlerweile – gerade zu über Nacht passiert – legt Gabuns Regierung auf deutsche<br />

Parademarsch-Begleitung keinen Wert mehr. Sie ist auf den Bonner Entwicklungs-Experten nicht<br />

mehr gut zu sprechen. Hilgers Vorliebe für schwarze Frauen, sie wie „Frischfleisch zu behandeln<br />

und zu vögeln“ (Michael Heintze), hat ihn in Verruf gebracht. Denn drei seiner Lehrmädchen<br />

hatten sich beim deutschen Botschafter Otto Wallner beschwert. Der Zahnarzt habe sie zur Liebe<br />

gezwungen. Beatice Idela Tieko in ihrem Brief an Botschafter Otto Wallner: „Im Dschungel hat er<br />

mich mehrere Male vergewaltigt. Er sagte zu mir: Wenn du nicht willig bist, musst du von der<br />

Klinik weggehen. Hier machen alle Mädchen die Beine breit, wenn ich das will.“ Marie-Odette<br />

Mounanga: „Er behandelt mich wie eine seelenlose Sklavin. Er will immer nur, dass ich in auf die<br />

Knie gehe, damit er mich von hinten heftig stoßen kann. Dabei zieht er nicht einmal seinen weißen<br />

Kittel aus.“ Dazu der beschuldigte Zahnarzt Hans-Günter Hilgers abwehrend: „Alles nur<br />

Verleumdungen, um Geld zu kassieren, weiter nichts.“<br />

Gleichwohl schaltete sich mittlerweile Gabuns Regierung ein; für derlei Sexual-<br />

Vorkommnisse bis dato ein ungewöhnlicher Vorgang - noch. Doch spätestens, <strong>als</strong> sich Hilgers bei<br />

seinen manischen Frauen-Trips auch noch unbedacht <strong>als</strong> Lehrmädchen Augustina <strong>Mb</strong>oumba, eine<br />

Verwandte des Außenministers heranmachen wollte, verlangte Außenminister Georges Rawiri<br />

(*1932+2006) die sofortige Ablösung des Projektleiters. Aufgebracht, beleidigt, in seiner Ehre<br />

gekränkt schleuderte er Bonner Diplomaten entgegen. „Frauen kann man doch in Deutschland<br />

vergewaltigen, hier bei uns in Gabun niem<strong>als</strong>.“ Der Botschafter erwiderte: „Auch in Deutschland<br />

geht das inzwischen nicht mehr ohne weiteres. Da sind bald die Feministinnen an der Macht. Die<br />

schneiden ihm mal kurz den Schwanz ab. Damit hat es sich dann.“ Deutsche Regierungsgespräche<br />

in den siebziger Jahren in Zentral-Afrika.<br />

In Wirklichkeit hatte der Diplomat versucht, durch sein vordergründiges Eingeständnis<br />

die Affäre herunterzuspielen. Entwicklungshelfer Michael Heintze weiß auch warum. Die siebziger<br />

Jahre waren nämlich weltweit noch keine autonomen Frauen-Jahre auf dem Weg zu ihrer Würde,<br />

Gleichberechtigung, Frauen-Wahrnehmung, Männer-Anstand. „Der Botschafter sagte mir<br />

sinngemäß: Ob in Europa oder in Afrika, nun wir sind doch alle Männer. Ich möchte nicht wissen,<br />

welcher Zahnarzt in Deutschland nicht mit seiner Helferin schläft.“<br />

Immerhin: Seit dem Jahre 1998 ist der Tatbestand der Vergewaltigung ein besonders<br />

schwerer Fall der sexuellen Nötigung. Hat der Täter (erniedrigende) sexuelle Handlungen an dem<br />

Opfer vorgenommen … lautet der Urteilstenor auf Verurteilung wegen Vergewaltigung. Der<br />

Strafrahmen sieht (regelmäßig) Freiheitsstrafen von mindestens zwei und höchstens 15 Jahren vor.<br />

– Fortschritt.<br />

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