07.02.2013 Aufrufe

Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

like-Mainzelmännchen-Helmut-singen ... Der Wähler will die Wahrheit wissen! Im Baden-<br />

Württemberger CDU-Wein ist Wahrheit."<br />

Das "Passauer Bistumsblatt" des Bischofs Antonius Hofmann, 67, (*1909+2000) fragt die<br />

SPD scheinheilig, "wie lange es ihr noch gelänge, antichristliche Kräfte in ihren Reihen<br />

niederzuhalten". Auf eine Antwort der Sozialdemokraten wird allerdings kein Wert gelegt. Die<br />

Redakteure fordern die Leser auf, "dem Antichristen bei der Bundestagswahl mit dem Stimmzettel<br />

eine entsprechende legale Antwort zu geben."<br />

Die Würzburger "Deutsche Tagespost" will "die katholischen Bischöfe in den Ring rufen.<br />

Von ihnen wird eine Wahlempfehlung erwartet, an der es nichts zu deuteln gibt". Die "Tagespost"<br />

empfiehlt, prominente Katholiken aus SPD und FDP zu vergraulen: "Das Wort der Bischöfe<br />

müsste diesmal so deutlich sein, dass auch Persönlichkeiten wie die Sozialdemokraten Georg Leber,<br />

Hermann SchmittVockenhausen oder der FDP-Mann Josef Ertl gezwungen werden, ihren<br />

Balanceakt zwischen ihrer Kirche und ihrer kirchenfeindlichen Partei aufzugeben...".<br />

Die katholische Kirche hat sich zum Endkampf gegen die sozialliberale Koalition gerüstet.<br />

Vergessen ist das noch vor vier Jahren gültige Rezept, mit der Bonner Regierungen einen - wenn<br />

auch zaghaften - Dialog zu beginnen (Herbert Wehner dam<strong>als</strong>: "Wir sollen miteinander reden und<br />

uns aufmerksam zuhören"). Der lose Gesprächsfaden riss, <strong>als</strong> die Sozial-Liberalen mit der Reform<br />

des Abtreibungsparagrafen 218 und des Ehe- und Scheidungsrechts ernst machten und dabei auf<br />

den erbitterten Widerstand des konservativen Klerus stießen.<br />

Als Generalangriff auf den christlichen Glauben werteten die Oberhirten den Beschluss<br />

der FDP, Kirche und Staat strikt zu trennen, und den Erlass von Rahmenrichtlinien für den<br />

Schulunterricht in Hessen und Nordrhein-Westfalen, mit denen der kirchliche Einfluss weiter<br />

zurückgedrängt wurde. Der Kölner Erzbischof Joseph Kardinal Höffner (*1906+1987) erklärte:<br />

"Abgeordnete, die nicht bereit sind, die Unantastbarkeit menschlichen Lebens ... zu gewährleisten,<br />

sind für einen gläubigen Christen nicht wählbar."<br />

Oberwasser haben seitdem wieder jene Scharfmacher in der katholischen Kirche, die<br />

schon bei der letzten Bundestagswahl 1972 gegen die Sozial-Liberalen zu Felde gezogen sind. Im<br />

November 1972 appellierte zum Beispiel der "Nußbacher Pfarrbote" (Nr. 47) an die Gemeinde:<br />

"Als Christen sollten wir eigentlich wissen, wohin wir unsere Kreuze machen, nämlich in die Felder<br />

der CDU ... Als Pfarrer muss ich es mir leider versagen, im 'Pfarrboten' über die politische<br />

Zwielichtigkeit führender Männer und Bewerber ... zu schreiben ... Wenigstens einen Fall nimmt<br />

die heutige 'bildpost' , die im übrigen sehr zu empfehlen ist, unter die Lupe. Wer mehr wissen will,<br />

möge nach Oberkirch auf die CDU-Kreisstelle gehen und sich dort informieren. Wir haben viel<br />

Grund zu beten, dass sich unser Volk erneuere, ohne dass uns eine tödliche Diktatur wieder in den<br />

Senkel stellt. Mit den besten Wünschen, Euer Pfarrer."<br />

Und im amtlichen Mitteilungsblatt der württembergischen Gemeinde Fronstetten rief der<br />

Pfarrer seinen Gläubigen zu: "Der mündige Christ soll selber entscheiden. Nur keine Manipulation!<br />

Aber wenn Sie es wissen wollen, wie ich persönlich denke und was ich persönlich wähle, dann sage<br />

ich Ihnen das ganz offen und ehrlich: Ich für meine Person wähle die CDU."<br />

Der CDU-Pressesprecher Karl Hugo Pruys (1973-1977) ist sicher, dass die Kirche auch<br />

diesmal einen geharnischten Hirtenbrief zur Bundestagswahl veröffentlichen wird: "Der wird<br />

kommen, ob uns das passt oder nicht." Denn seit dem Tod Julius Kardinal Döpfners<br />

(*1913+1976), der stets Respekt vor SPD-Chef Willy Brandt hatte, ist die viel zitierte kirchliche<br />

Neutralität gegenüber den Parteien aufgehoben.<br />

175

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!