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Die pharmakologische Folter, die vor allem in der Sowjetunion angewandt wird, ist<br />

ebenso verheerend. Die Folterer erpressen dabei von den Gefangenen nicht nur Geständnisse,<br />

sondern sie richten ihre Opfer mit Hilfe von Medikamenten so ab, dass sie für alle Zeit<br />

unzurechnungsfähig bleiben können. Der amerikanische Soziologe Herbert Marcuse (<br />

*1898+1979): "Dies ist eine neue Form der Aggression, Menschen zu zerstören, ohne dass man<br />

sich die Hände schmutzig macht." So stellt sich auch der Schah von Persien in der<br />

Weltöffentlichkeit <strong>als</strong> "Saubermann" dar: "Wir müssen die Leute nicht mehr foltern, wir benutzen<br />

vielmehr die gleichen Methoden wie einige hoch entwickelte Länder.<br />

Die Folterer des brasilianischen Paters Tito de Alencar, der sich für enteignete<br />

Kleinsiedler eingesetzt hatte und verhaftet worden war, prophezeiten dem Priester: "Falls du<br />

überhaupt lebend hier rauskommst, wirst du keine körperlichen Spuren vorzeigen können. Doch<br />

innerlich wirst du zerbrochen sein." Nach seiner Freilassung ging der 28jährige Tito de Alencar ins<br />

Exil nach Frankreich. Das war Ende 1974. Im August 1975 nahm er sich das Leben. Jean Améry:<br />

"Wer der Folter erlag, kann in dieser Welt nicht mehr heimisch werden."<br />

Postscriptum. - Keine Bewusstseinskorrekturen, kein Bewusstseinswandel im Sinne der<br />

Menschenrechte. Folter wurde im Laufe der Jahrzehnte nicht eingedämmt oder gar abgeschafft;<br />

Lippenbekenntnisse vielerorts, ja gewiss. Im Gegenteil: Folter hat sich - unter den Augen einer<br />

kritischen Öffentlichkeit - zu einer Subkultur des Terrors und des Gegenterrors weiter entwickeln -<br />

verfeinern können. Im Hinblick auf internationalen Anschläge aus der islamischen Welt, den<br />

kriegerischen Intervention im Vorderen Orient, sind bestialische Torturen nahezu<br />

"gesellschaftsfähig" geworden; allen voran in und durch die Vereinigten Staaten von Amerika und<br />

der weltweit agierenden islamischen "Al Kaida Terror-Organisation".<br />

Einst waren die USA ein Eckpfeifer für Freiheit, Demokratie wie Unverletzbarkeit des<br />

Individuums. In der Ära unter Regie ihres Präsidenten Georg Bush junior, dem 43. Präsidenten<br />

(2000-2009), begannen die USA nach Bombenanschlägen in New York vom 11. September 2001<br />

ihre Feldzüge - "Kriege gegen den Terrorismus" gegen Afghanistan (2001) und gegen den Irak<br />

(2003).<br />

USA zum 21. Jahrhundert - Menschen werden wie Tiere in Käfigen gehalten, gequält,<br />

geschlagen, zu medizinischen Versuchen missbraucht, über Jahre in Lagern isoliert, ermordet - in<br />

den Selbstmord getrieben. Laut dem amerikanischen Historiker Alfred W. McCoy fanden im<br />

Rahmen des "Krieges gegen den Terror" von 2001 bis 2004 folgende Menschenrechts-<br />

Verletzungen durch US-Behörden und das Militär statt.<br />

• Etwa 14.000 irakische "Sicherheitshäftlinge" wurden harten Verhören und häufig<br />

auch Folterungen ausgesetzt.<br />

• 1.100 "hochkarätige" Gefangene wurden in Guantánamo und Bagram unter<br />

systematischen Folterungen verhört.<br />

• 150 Terrorverdächtige wurden rechtswidrig durch außerordentliche Überstellung in<br />

Staaten verbracht, die für die Brutalität berüchtigt sind.<br />

• 68 Häftlinge starben unter fragwürdigen Umständen.<br />

• Etwa 36 führende Al-Kaida-Mitglieder blieben jahrelang im Gewahrsam der CIA und<br />

wurden systematisch und anhaltend gefoltert.<br />

• 26 Häftlinge wurden bei Verhören ermordet, davon mindestens vier von der CIA.<br />

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