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Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

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wann er sein Haus verlässt und wann er zurückkehrt, die Fluchtwege im Falle des Eintretens<br />

unvorhergesehener Ereignisse). Auf jeden Fall bitten wir Sie zu veranlassen, falls in der Zukunft<br />

Einbrüche oder Diebstähle in Häusern von Personen geplant sind, muss zuerst der genaue<br />

Aktionsplan an die Zentrale geschickt werden, damit nach der Bewilligung die Durchführung<br />

freigegeben wird." Eingebrochen wurde nachweislich in die Wohnung oppositioneller Studenten in<br />

der Münchnner Heisloher- und Theresienstraße. Iranische Schreibmaschinen, Briefe und<br />

Ausweispapiere verschwanden.<br />

Unter dem Deckmantel der internationalen Terrorismusbekämpfung kommen die<br />

SAVAK-Geheimdienstler bei den deutschen Behörden immer besser ins Spiel. Mit präzisen<br />

"Tipps" präparieren die Schah-Gehilfen Bundesgrenzschutz, Verfassungsschutz und Ausländer-<br />

Behörden. Doch die SAVAK-Beflissenheit hat mehr mit der politischen Verfolgung ihrer<br />

Landsleute <strong>als</strong> mit einer handfesten Fahndung nach gefährlichen Anarchisten zu tun.<br />

Ein SAVAK-Hinweis beim Gießener Amt für öffentliche Ordnung reicht aus, um dem<br />

persischen Studenten Mamout Maschayekhi zu verbieten, das Stadtgebiet zu verlassen.<br />

Maschayekhis Vergehen: Er hatte mit einem anderen Studenten in Paris für kurze Zeit die Räume<br />

des Korrespondentenbüros der iranischen Rundfunk- und Fernsehanstalt besetzt. Gewaltlos waren<br />

sie eingedrungen, friedlich gingen sie wieder, <strong>als</strong> die Polizei anrückte. Ein Pariser Amtsgericht<br />

verurteilte den Studenten zu einer symbolischen Geldstrafe von einem Franc. Dieser "Vorgang"<br />

erschien den Gießener Lokalbeamten so wichtig, dass sie schon "die Beziehung zwischen der<br />

Bundesrepublik und dem Iran gefährdet" sahen, obwohl Maschayekhi in Deutschland noch keinen<br />

Mucks von sich gegeben hatte.<br />

Zum CISNU-Studenten-Kongress in Frankfurt am Main wollten Anfang 1977 wohl<br />

sechszehn persische Studenten aus Nachbarländern in die Bundesrepublik einreisen. An den<br />

Grenzübergängen verweigerte ihnen der Bundesgrenzschutz ohne Begründung die Weiterfahrt. Die<br />

Abgewiesenen schalteten telefonisch Rechtsanwälte ein, die vor den Verwaltungsgerichten in<br />

Schleswig und Saarlouis klagten. Im Schnellverfahren hoben die Richter die Rechtsbeugung des<br />

BGS auf. Ihr Befund: Die Zurückweisung sei unzulässig, weil es sich um keine verbotene<br />

Veranstaltung handele. Ähnlich wie die Gießener Bürokraten, sorgte sich auch der<br />

Bundesgrenzschutz um die deutsche Außenpolitik. Nach dem Motto, wir können unsere Grenzer<br />

im Winter nicht frieren lassen, wenn der Schah den Ölhahn zudreht, rechtfertigte das BGS-<br />

Kommando Koblenz seine Entscheidung vor dem Verwaltungsgericht: "In der Bundesrepublik<br />

durchgeführte Maßnahmen iranischer Staatsangehöriger gegen das Schah-Regime haben in der<br />

Vergangenheit zu schweren Belastungen unserer Beziehungen mit dem Schah geführt."<br />

In Wirklichkeit waren es wieder die SAVAK-Diplomaten, die dem<br />

Bundesinnenministerium recht-zeitig eine Namensliste von angeblichen Terroristen gesteckt<br />

hatten.<br />

Die Bundesregierung hat die enge Zusammenarbeit zwischen deutschen Fahndern und<br />

Schah-Geheimdienst jahrelang empört von sich gewiesen. So versuchte noch FDP-Politiker<br />

Gerhart Rudolf Baum (1972-1978 parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des<br />

Inneren, 1978-1982 Bundesinnenminister) im Juni 1976 vor dem Bundestag den Eindruck zu<br />

erwecken, <strong>als</strong> würden die deutschen Sicherheitsorgane de SAVAK-Agenten <strong>als</strong> ausländische Spione<br />

betrachten. Baum: "... es ist die Aufgabe (des Verfassungsschutzes), Unterlagen über sicherheitsgefährdende<br />

oder geheimdienstliche Tätigkeiten für eine fremde Macht im Bundesgebiet zu<br />

sammeln und auszuwerten." Von den SAVAK-Spitzeln unter denen auch Deutsche sein sollen, sei<br />

ihm nichts bekannt, beteuerte der Staatssekretär.<br />

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