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Die Herausgeber, Bundesminister Egon Franke (*1913+1995) und der frühere<br />

hannoversche Bezirksgeschäftsführer Hans Striefler (*1907+1998) kümmerten sich in ihrer<br />

Eigenschaft <strong>als</strong> "Zensoren" nur darum, dass die Redakteure und Redakteurinnen in ihrer<br />

Berichterstattung auch stets SPD-freundlich waren. Selbstbewusste Journalisten, etwa der einstige<br />

"Panorama"-Chef des Norddeutschen Rundfunks, Peter Merseburger musterten sie ab, weil sie sich<br />

nicht ständig von zeitungsfremden Parteileuten vorschreiben lassen wollten, wen sie zu kritisieren<br />

hatten und wie sie eine Zeitung gestalten müssten. -Schere im Kopf.<br />

Obwohl die "Hannoversche Presse" (1949 mit 260.000 Auflage noch eine der führenden<br />

deutschen Tageszeitungen) schon anno 1965 tief in den roten Zahlen steckte, griff Alfred Nau<br />

nicht ein. Er handelte erst, <strong>als</strong> Gustav Schmidt-Küster in den Ruhestand trat und das Blatt<br />

heruntergewirtschaftet war. Nun fiel Nau in das andere Extrem; Panik pur in der Baracke. Er<br />

engagierte <strong>als</strong> Blattmacher den ehemaligen Springer-Manager Dr. Peter Krohn. Dessen erste<br />

Amtshandlungen: Er entließ mehr <strong>als</strong> 30 Redakteure, stellte ein Dutzend Bezirksausgaben ein,<br />

setzte den Chefredakteur ab und machte sich selbst zum Redaktionsleiter, kündigte die<br />

Mitbestimmungsrechte der Redaktion (Redaktionsstatut) und änderte den Titel der Zeitung<br />

zweimal innerhalb kürzester Zeit. Erfolg: 1972 hat die "Neue Hannoversche" nur noch eine<br />

Auflage von rund 92.000.<br />

Zudem: Ein zinsloser Parteikredit von zwei Millionen Mark für die Zeitungsrenovierung<br />

ist schon verbraucht. Neu-Manager Krohn: "Wir brauchen einen finanziell potenten Partner." Der<br />

ist noch nicht in Sicht. Krohn gesteht freimütig: "Meine kaufmännische Lieblingslösung heißt<br />

Springer." Dieses Wort eines SPD-Managers kommt einem Offenbarungseid gleich. Jahrelang hat<br />

Alfred Nau aus den SPD-Verlagen Gelder herausgepumpt, anstatt sie sinnvoll zu investieren.<br />

Verleger und Konsul Schmidt-Küster musste sechs Prozent seines Rohgewinns abführen. Der<br />

ehemalige Geschäftsführer der in Dortmund erscheinenden "Westfälischen Rundschau", Paul<br />

Sattler, schätzte den Betrag, den er in den Jahren 1947 bis 1953 der Parteizentrale überwies, auf<br />

rund zwei Millionen Mark. 1953 stellten die SPD-Zeitungen zusätzlich eine Million Mark für den<br />

Wahlkampf zur Verfügung.<br />

Der Bochumer Zeitungswissenschaftler Professor Kurt Koszyk sieht für die noch<br />

vegetierenden SPD-Zeitungen keine Überlebenschance. "In der SPD-Parteizentrale gibt es für<br />

diese schwierige Aufgabe keine qualifizierten Leute.<br />

Alfred Nau und seine Mitarbeiter haben es versäumt, zur rechten Zeit eine<br />

Zukunftsperspektive für ihre Zeitungen zu entwickeln. Sie haben weder eine Meinungs- noch eine<br />

Marktforschung betrieben, was bei den anderen Verlagen selbstverständlich ist. Die SPD-<br />

Zeitungen haben den Kontakt zum Leser verloren, ohne dass sie es merkten. Das Kind ist nun im<br />

Brunnen."<br />

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