07.02.2013 Aufrufe

Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

während ich mit meiner linken ihr Gesicht bedeckte. Ich konnte ihnen dabei nicht in die Augen<br />

sehen ... Eines Tages wurden wir zum Kafu-Fluss gebracht, der nördlich von Kampala liegt. Wir<br />

wurden zusammengebunden und aufgefordert, in den mit Krokodilen verseuchten Fluss zu<br />

springen. Als wir uns weigerten, trieben uns die Wachen mit ihren Bajonetten in den Fluss. Dann<br />

waren die Schreie zu hören, <strong>als</strong> die Krokodile den Gefangenen Arme und Beine abbissen. Ich hatte<br />

Gott sei Dank Glück."<br />

Selbst seine eigenen Soldaten, Polizisten und Justizbeamten lässt Amin rücksichtslos<br />

umbringen. Ende Februar 1977 wurden im militärischen Ausbildungslager Kabamba etwa<br />

fünftausend Menschen erschossen. Sie alle waren Angehörige der Acholi-und der Langi-Stämme,<br />

die mit etwa einer Millionen Menschen ein Zehntel der Elf-Millionen-Bevölkerung stellen. Amin,<br />

der zu den Moslems (600.000) zählt, behauptet, diese beiden Stämme bereiten heimlich die<br />

Rückkehr seines Vorgängers Apollo Milton Obote (Präsident Ugandas 1966-1971 und 1980-1984,<br />

*1924 +2005) vor, der im Exil in Tansania lebt.<br />

Sein Blutvergießen ist jedoch nicht nur auf die Religionszugehörigkeit zurückzuführen. Sie<br />

hat einen weiteren Hintergrund. Amin, der wahrscheinlich 1925 - keiner kennt sein genaues<br />

Geburtsdatum - im Dorf Kokobo im Distrikt West-Nil <strong>als</strong> Sohn ärmlicher Bauern geboren wurde,<br />

gehört zum Stamm der Kakwa, einer Untergruppierung des Nubier-Stammes aus dem Sudan, die<br />

die Engländer 1892 <strong>als</strong> Söldner mit ins Land brachten, um das heutige Uganda zu kolonialisieren.<br />

Dem Kakwa-Stamm eilte schon dam<strong>als</strong> unter den Völkern Afrikas der Ruf voraus, die blutigsten<br />

Kämpfer des Kontinents zu sein. Bei den Ureinwohnern sind sie bis heute gefürchtet und verhasst.<br />

Der britische Major Iain Grahame, unter ihm diente Amin <strong>als</strong> Feldwebel, sagt heute über die<br />

Rekrutierung der Schwarzen: "Wir haben nicht auf die Intelligenz geachtet, sondern darauf, dass sie<br />

groß und stark waren, draufschlagen konnten und Schnelligkeit besaßen." Idi Amin hatte alles.<br />

Von 1951 bis 1960 war er sogar Ugandas Boxmeister im Schwergewicht. Grahame weiter:<br />

"Dass Amin einmal die Macht übernehmen würde, das wäre mir dam<strong>als</strong> selbst im Traum nicht<br />

eingefallen. Darauf ist er auch von uns nicht vorbereitet worden. Er hat keine Regierungserfahrung,<br />

keine Ahnung von Diplomatie oder Wirtschaft. Er kann kaum lesen, geschweige schreiben. Für ihn<br />

haben schriftlichen Arbeiten keine Bedeutung. Wenn Amin regiert, dann macht er das mündlich.<br />

Bis spät in die Nacht hinein führt er Telefongespräche mit seinen Leuten in Moskau, Nairobi,<br />

Washington und Kapstadt. Er telefoniert mit der ganzen Welt und fragt: Was ist los. Am nächsten<br />

Morgen, wenn alles noch ziemlich schläfrig in die Büros kommen, hat Amin sich entschlossen,<br />

Erklärungen zu diesem oder jenem Problem abzugeben. Von zehn Stellungnahmen sind neun<br />

unverständlich - auch für seine Minister. Zur Diskussion sagt er dann, habe er keine Zeit. Er müsse<br />

Politik machen und da zählen nur die Fakten."<br />

Die Kolonialherren von einst hatten ihre Kinder in die Unabhängigkeit entlassen. Die<br />

Parallele in ihrer persönlichen Entwicklung und in ihren Diktaturen ist kein Zufall.<br />

Ugandas Idi Amin und Bokassas Zentralafrikanisches Kaiserreich. Amin kämpfte <strong>als</strong><br />

einfacher Soldat in der britischen Kolonialarmee in Burma. Während des Mau-Mau-Aufstandes<br />

von 1953 bis 1957 in Kenia brannte er Dörfer nieder, ließ Frauen und Kinder an die Wand stellen -<br />

plünderte. Die Engländer, die von seinen Übergriffen wussten, dankten es ihm dennoch. Vom<br />

Feldwebel schaffte er <strong>als</strong> erster farbiger Soldat den Sprung ins Offizierscorps. Er wurde<br />

Hauptmann, schnell Major und noch schneller Oberst, nachdem die Briten Uganda verlassen<br />

hatten.<br />

249

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!