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Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

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Vorwort<br />

Spurensuche<br />

« Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten<br />

Unmündigkeit » Immanuel Kant aus dem Jahre 1784<br />

Reportagen biegen Wirklichkeiten nicht zurecht, lassen sich nicht in erwartete<br />

ideologische Grundraster und Grundannahmen zwängen – sie sprengen deren Rahmen. Die<br />

klassische Reportage ist geeignet, gravierende, symptomatische Abläufe gleichsam vergangener<br />

Jahrzehnte nach außen zu kehren ; Geschehnisse, die uns auf die eine oder andere Weise immer<br />

wieder beschäftigen, Vorkommnisse, die sich in unser Gedächtnis eingenistet haben.<br />

Spuren gilt es zu sichern , nicht alles den Trampelpfaden zu überlassen. Spurensicherung<br />

nach kleinen Menschen vergangener Epochen, längst verschütterter Schicksale, die uns doch einst<br />

auf irgendeine Weise berührten, prägten ; Fährten und Beschreibungen aus Deutschland,<br />

Frankreich, Italien, Südamerika, Afrika, Asien – vielerorts.<br />

Meine Milieu-Beschreibungen und Berichte über die Mächtigen, Verbannten wie<br />

Ausgesperrten in vielen Ländern, in ihren Epochen belichten die Wirklichkeit, zeigen Denkweisen,<br />

Gefühle, Ohnmachts-Momente und Handlungs-Abläufe einer scheinbar vergangenen Ära.<br />

Vorgeblich – Schauplätze, gar Anlässe mögen sich verändert haben, Grundbedingungen,<br />

Kreislaufspiralen zwischen Ursache und Wirkung hingegen - die sind geblieben. Sie schaffen sich<br />

fortwährend ihre eigene Aktualität. Noch immer hungern Abermillionen von Menschen, hat sich<br />

die Schere zwischen arm und reich bedrohlicher, krasser geöffnet – werden weltweit mit Folter<br />

durch Psychopharmaka « Geständnisse » erpresst, begleiten bestialische Kriege unser Dasein.<br />

Fortschritt ?<br />

Vier Jahrzehnte sind kein Tag – was wir wollten, was wir aus uns- und mit unserer<br />

Identität gemacht haben – oder einfach geschehen liessen ; Fragmente, Zerstückelung, Fratzen. Die<br />

politische Routine in nahezu allen Hauptstädten der Welt entpuppt sich zunehmend geschmeidiger,<br />

konturloser zu einer TV-soap in einem spanischen Zeremoniell des Proporzes. Die Wirklichkeit,<br />

der Alltag in den beschriebenen Ländern indes – dort draußen in Provinzen, Regionen – folgen<br />

ihrer eigenen Gesetzmäßigkeit, den Lebensgefühlen, Erfordernissen – auch Verzagtheiten von<br />

Menschen, die wir sprachlos am Wegesrang stehen lassen. Ihnen galt meine Aufmerksamkeit. Aus<br />

Jahren des Protests, des Aufbegehrens, des beherzten Hinterfragens widersprüchlicher Aufrisse ist<br />

eine Epoche des Überdrusses, Verdrusses – eben sattsamer Gleichgültigkeit des Fühlens und<br />

Eintönigkeit des Denkens geworden. Deshalb sind Rückblicke, Rückbesinnungen wichtiger denn<br />

je ; vielleicht für eine Neu-Orientierung. Hoffnung ?<br />

Deutschland, in dem ich aufwuchs und lange Jahre meines Lebens verbrachte, war mir<br />

nie gleichgültig. Aber die Jahre des Protests, des Aufbegehrens „im langen Marsch durch die<br />

Institutionen“ hat sich zu alljärlichen „Osterspaziergang“ des Johann Wolfgang von Goethe der<br />

Selbstdarsteller entwickelt . Ernüchterung ?<br />

Dieses Buch « Spurensuche » von nahezu vier Jahrzehnten ist ein Stück<br />

Geschichtsbegleitung, Reportagen <strong>als</strong> Geschichtsbeschreibung. Das zu einer Zeit, in der weltweit –<br />

US-Präsident Barack Obama ausgenommen – auffallend weniger politisch<br />

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