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Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

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mehr ab. Und dann wird uns vorgeworfen, wir seien in der Gewerkschaftsjugend nicht genügend<br />

verankert und die DKP wäre zu stark."<br />

Völlig hilflos und unorientiert reagieren Jugendsekretäre der Partei auf die Alternative<br />

Bewegung. Ein Hinweis darauf, wie stark die sogenannten "Kader der Sozialdemokratie" im<br />

eigenen Saft schmorten und alles andere geringschätzig außer acht ließen. Sie qualifizierten<br />

Aussteiger zunächst zu Sektierern und bürsteten solche <strong>als</strong> irrelevant herunter. Folglich gab ihr<br />

früherer Juso-Chefideologe Johano Strasser, in der Zeitschrift "Langer Marsch" über Spontis und<br />

Tunix-Leute die Devise aus, die aber gerade Strasser unbedacht seit seiner Mainzer Vor- und<br />

Ausfälle charakterisiert, die da lautet: "Die leben ja mit ihrer zentralen Unfähigkeit,<br />

Triebbefriedigung aufzuschieben, nur frühkindliches Verhalten an den Tag." Gleichzeitig vertraute<br />

man auf die bewährte Einbindungspolitik wichtiger Strömungen, die sich in Bürgerinitiativen<br />

niederschlugen. Strasser sah schon einen bemerkenswerten Erfolg darin, dass fast alle Bürgerinitiativen<br />

in die SPD-Baracke kamen "und mit uns Sozialdemokraten diskutierten". Mit derlei<br />

Dynamik aus Lust, Wollust wie Fantasie sollte die verknöcherte Parteistruktur endlich wieder zum<br />

Tanzen gebracht werden. Strasser-Jahre. - Jahre vergehen, nichts will geschehen.<br />

Nachtrag -Nach vielen flüchtig erlebten Augenblicken trafen sie sich endlich Heidemarie<br />

Wieczorek-Zeul und Johano Strasser wieder; dieses Mal allerdings in der Buchhandlung Habel zu<br />

Wiesbaden. Ein angegraut Johano Strasser las aus seiner Lebensbiografie "Als wir noch Götter<br />

waren im Mai"; ein wenig pathetisch, ein wenig überhöht, gefühlsverklärt. Eben wie Rückblicke halt<br />

tso daher kommen, Retrospektiven auf Bonns wilde Jahre, Jusos, Karriere, Bedeutung, TV-<br />

Sendungen mit Sendungsbewusstsein, Parkett und Puder, Tickets , Toasts und Lippenstift. - Er las<br />

viel Vorgekostetes, Vorzensiertes vor über sein "politisch ambivalentes Leben", auf Reisen, Jet-Set,<br />

Wendepunkte, Neuorientierungen. Die Kumpanin von ehedem, Heidemarie Wieczorek-Zeul,<br />

Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit, sprach einleitend zu ihrem "Freund<br />

Johano", wie von einem Menschen von einem anderen Planeten, von einem Polit-Drummer-Boy<br />

oder Lebens-Zocker, aus der adaptierten "Oberschicht", mit dem sie seit ihrem "gemeinsamen<br />

Anfang" eine vierzigjährige Freundschaft verbindet. Eigentlich hat Heidemarie Wieczorek-Zeul<br />

wenig verändert, Haare immer noch rot gefärbt, rot ist ihre Gesinnung geblieben, keine Skandale,<br />

keine Politik-Deformationen, kein Wichtigkeits-Getue, spitzbübisch ihr Lächeln wie eh und je,<br />

offenherzig, mitunter leidgeprüft. Hab-Acht-Stellung. Ausnahmefrau. Sei seien zusammen in die<br />

Buchhandlung gekommen, um beim Zuhörer "Leselust" zu entfachen. - Über die andere, sonst<br />

übliche Lust vom Jusos-Bonn von einst und sonstwo, etwa im Hotel „Esplanade“, die durfte erst in<br />

den Raum, <strong>als</strong> der Vorhang längst gefallen war.<br />

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