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Pressezar mit einem Herrn Specht in Verbindung, der sich andiente, eine Millionenbeteiligung des<br />

Schahs von Persien (Mohammad Reza Schah Pahlavi *1919+1980) am Springer-Verlag zu<br />

vermitteln. Mit der Beziehung Springers zu Dr. Alfred Specht muss sich jetzt eine Kammer für<br />

Handelssachen beim Berliner Landgericht (Aktenzeichen: 90.0.18/75) beschäftigen. Der Grund:<br />

Der Kaufmann und Antiquitätenhändler Alfred Specht,44, fordert für seine<br />

Vermittlungsbemühungen rund 600.000 Mark.<br />

Specht, der dem Verleger schon Jugendstil-Antiquitäten im Wert von 80.000 Mark<br />

verkauft hatte, behauptet, am 19. August 1974 von Axel Cäsar Springer in dessen Berliner<br />

Privathaus in der Bernadottenstraße 7 beauftragt worden zu sein, "alles zu unternehmen, was er für<br />

die Realisierung einer direkten oder indirekten Beteiligung Persiens an der Springer Verlags AG für<br />

erforderlich halte".<br />

So steht es in Spechts Klageschrift an das Gericht. Und dies : Bei der vertraulichen<br />

Besprechung im Kaminzimmer soll Axel Cäsar Springer sogar Verständnis dafür gezeigt haben,<br />

dass Specht seinen Verbindungsleuten "Schmiergelder" zahlen müsse, denn er "wisse von Berthold<br />

Beitz (Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrates der ThyssenKrupp AG, 1990) was für enorme Beträge<br />

dort für solche Zwecke hätten fließen müssen", um die Beteiligung Persiens bei Krupp perfekt zu<br />

machen (1974).<br />

Auch Porschefahrer Alfred Specht wollte ganz hoch hinaus. Er kaufte am 23. August<br />

1974 die Genfer Briefkastenfirma "Real-Treuhand-AG" für 59.600 Schweizer Franken. Über dieses<br />

Tarn-Unternehmen sollte Persien seine Anteile bei der Axel-Springer AG in Berlin einbringen. Am<br />

selben Tag - so die Anklageschrift Spechts - habe er "mit der zwischengeschalteten PR-<br />

Interessengemeinschaft, der deutsche, schweizerische und persische Journalisten angehörten und<br />

die über entsprechende Verbindungen zum persischen Staat verfügten ... die Zahlung einer<br />

einmaligen Summe von 500.000 Mark" vereinbart. Für diesen Betrag habe er dem Münchner<br />

Journalisten Siegfried Dinser einen Wechsel gegeben.<br />

Nach seinen Angaben flog Antiquitätenhändler Alfred Specht am 27. August 1974 mit<br />

Axel Cäsar Springer von Berlin nach Düsseldorf. In der Suite 900/901 des Hotels<br />

"Intercontinental" trug Specht nun auch dem früheren Springer-Berater und heutigen Flick-<br />

Manager Eberhard von Brauchitsch (1973-1982) seine Persien-Pläne vor. Noch am selben Abend,<br />

so versprach Specht, könne Axel Cäsar Springer mit dem Schah in Zürich zusammentreffen. Doch<br />

daraus wurde nichts. "Innenpolitische Gründe", so erklärte der Kaufmann dem Presseherrn<br />

bedauernd, hielten den Kaiser in seinem Land zurück.<br />

Da fiel bei Springer endgültig der Groschen, zumal Eberhard von Brauchitsch seinen<br />

einstigen Chef vor Specht und dessen Geschäftspartners gewarnt hatte. Dem Manager war<br />

aufgefallen, dass Specht dem Iran-Botschafter in Washington <strong>als</strong> "Schlüsselfigur" bei dem Geschäft<br />

bezeichnete, aber noch nicht einmal dessen Namen korrekt wiedergeben konnte. Außerdem<br />

fürchtete Brauchitsch, Spechts "iranische Freunde" existierten überhaupt nicht.<br />

Obwohl danach "die Angelegenheit für Axel Cäsar Springer erledigt" war, wie es in der<br />

Erwiderung auf die Specht-Klage heißt, brach der Pressezar die Kontakt zu dem zwielichtigen<br />

Antiquitätenhändler nicht ab. Der inzwischen eingeschaltete Vorstand der Axel Springer AG hatte<br />

gegenüber dem Verleger die Befürchtung geäußert, Specht könne "Absichten verfolgen, die hinter<br />

dem Eisernen Vorhang beheimatet sind". Springer - wie weiland Willy Brandt mit dem Spion<br />

Günter Guillaume (1974) sollte mit Alfred Specht noch eine Zeitlang Kontakt halten, um ihn <strong>als</strong><br />

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