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SITTENGEMÄLDE: PROFESSOREN BITTEN ZUR KASSE -<br />

WAS SICH NEBENBEI NOCH ALLES SO VERDIENEN LÄSST<br />

Aus deutschen Landen der Zeitgeschichte - die öffentlichen Haushalte bluten aus,<br />

verschulden sich Jahr für Jahr. Nur Institutsdirektoren und Klinikchefs in der<br />

Bundesrepublik verdienen mal so ganz nebenbei Unsummen dazu - mit Hilfe ihrer meist<br />

schlecht bezahlten Mitarbeiter und mit Hilfe des Staates<br />

stern, Hamburg 20. September 1975<br />

Die Sparkommissare von Bund und Ländern kratzen Geld in den letzten Ecken<br />

zusammen, damit die Kasse stimmt. Aber eine Ecke lassen sie dabei aus: die Direktoren der<br />

Universitätsinstitute. Sie beziehen <strong>als</strong> Beamte mit Pensionsanspruch Monatsgehälter bis zu 7.400<br />

Mark und scheffeln gleichzeitig mithilfe des Staates oft ein Vielfaches davon <strong>als</strong> "Nebeneinkünfte".<br />

Beispiel eins: Professor Friedhelm Wilhelm Brauss , Chef des Heidelberger Hygiene-<br />

Instituts, kassierte 1974 mit privaten Rechnungen 581.000 Mark. Die offiziellen Einnahmen des<br />

Instituts hingegen beliefen sich im ganzen Jahr nur auf 663.000 Mark. Beispiel zwei: Professor<br />

Richard Haas, Direktor des Hygiene-Instituts an der Freiburger Universität, das letzte Jahr (1973)<br />

1.988.000 Mark einnahm, konnte auf seinem Konto Privatvermögen 645.000 Mark <strong>als</strong><br />

"Nebeneinkünfte" verbuchen. Beispiel drei: Professor Adalbert Bohle, Direktor des Pathologischen<br />

Instituts der Tübinger Universität, liquidierte 1974 privat 804.000 Mark, fast das Fünffache der<br />

Institutseinkünfte (168.000 Mark).<br />

Bauss, Haas und Bohle sind - so der baden-württembergische SPD-Landtagsabgeordnete<br />

Kurt Bantle, der im Stuttgarter Untersuchungsausschuss den "Geldsegen auf Staatskosten"<br />

aufdeckte -keine Einzelfälle. Bantle konstatiert: "Keine Frage, ob Bildungsnotstand,<br />

Zulassungsbeschränkungen oder nicht, Einkommens-Millionäre gibt es an jeder Universität in der<br />

Bundesrepublik." Diese Zustände bestätigte auch der Stuttgarter Kultusstaatssekretär Gerhard<br />

Weng (*1916+1988). Der Christdemokrat sagte vor dem Untersuchungsausschuss aus, die<br />

Einnahmen deutscher Klinikdirektoren hätten sich "zwischen 600.000 Mark und 1,2 Millionen<br />

Mark bewegt. Es sei auch möglich, dass im Ausnahmefall auch einmal 1,8 Millionen Mark erreicht<br />

worden sei".<br />

Die Professoren haben es verstanden, "die vom Staat gestellte und finanzierte personelle<br />

und apparative Ausstattung der Institute zu einem erheblichen, vereinzelt sogar weit<br />

überwiegenden Teil zur Erzielung privater Nebeneinnahmen der Institutsleiter einzusetzen", so der<br />

vertrauliche Abschlussbericht. - Der Spitzenverdiener Brauss beschäftigte von seinen 60<br />

Institutsmitarbeiter rund 15 ständig mit Privataufträgen. Nach der geltenden Regelung muss er von<br />

seinen "Nebeneinnahmen" (581.000 Mark) nur 18 Prozent abführen. Aber damit kann der Staat<br />

gerade die Jahresgehälter von vier Angestellten bezahlen, von denen noch dazu einer, István<br />

Stefko, während der Dienstzeit dem Professor beim Bau seines Reitstalls helfen und dessen<br />

Reitpferde versorgen musste.<br />

Millionär Haas kassierte sogar in Abwesenheit. Er hatte sich beispielsweise vom 1.<br />

Oktober 1973 bis zum 30. September 1974 offiziell "ohne Bezüge" beurlauben lassen. Trotzdem<br />

nahm er in der gleichen Zeit für "Privatliquidationen 521.000 Mark ein. Die Arbeit machten seine<br />

Mitarbeiter im Institut.<br />

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