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Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

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Am 10. Juni 1977 kehrte die Leiche Elisabeth Käsemanns im Frachtraum einer Lufthansa-<br />

Maschine nach Deutschland zurück, wurde sie in ihrer Heimatstadt Tübingen beerdigt. Die Eltern<br />

hatten über Mittelsmänner den Leichnam der Tochter für 22.000 Dollar freikaufen können. Vater<br />

Ernst Käsemann musste nach Argentinien reisen, um den Leichnam seiner Tochter ausgehändigt<br />

zu bekommen. Die Leiche hatte weder Haare noch Augen. Gerichtsmediziner in Tübingen<br />

konstatierten: dass Elisabeth von hinten durch vier Schüsse getötet wurde, was auf eine typische<br />

Exekution hinweist.<br />

Elisabeth Käsemann wurde am 16. Juni 1977 auf dem Lustnauer Friedhof zu Tübingen<br />

beigesetzt. An diesem Tag erklärten ihre Eltern: "Wir haben heute unsere Tochter Elisabeth auf<br />

dem Lustnauer Friedhof bestattet. Am 11. Mai 1947 geboren, am 24. Mai 1977 von Organen der<br />

Militärdiktatur in Buenos Aires ermordet, gab sie ihr Leben für Freiheit und mehr Gerechtigkeit in<br />

einem von ihr geliebten Lande. Ungebrochen im Wollen mit ihr einig, tragen wir unsern Schmerz<br />

aus der Kraft Christi und vergessen nicht durch sie empfundene Güte und Freude."<br />

Finale eines Verbrechens - Im Auftrag der Koalition gegen die Straflosigkeit vieler<br />

Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Argentinien während der Militär- diktatur erstattete am 25.<br />

März 1999 Rechtsanwalt Roland Deckert Strafanzeige im Fall Käsemann. Das Amtsgericht<br />

Nürnberg erließ am 11. Juli 2001 Haft- befehl gegen den früheren argentinischen General Carlos<br />

Guillermo Suárez Mason . Er stand unter konkretem Verdacht, die Ermordung Elisabeth<br />

Käsemanns befehligt zu haben.<br />

Ihr Scherge, Carlos Guillermo Suárez Mason (*1924-+2005), der in Argentinien den<br />

Beinamen "der Schlächter des El Olimpo" trug, wurde für die Entführung von 254 Personen und<br />

der illegalen Adoption von Kindern verschwundener Kritiker verurteilt. Im Jahre 1979 sagte er<br />

angeblich gegenüber einem Vertreter der US-Bot- schaft, dass er jeden Tag zwischen 50 und 100<br />

Todeurteile unterzeichne. Italien, Deutschland und Spanien hatten seine Auslieferung beantragt. -<br />

Abgelehnt.<br />

Im November 2003 wurden Auslieferungsanträge gegen die Beschuldigten Jorge Rafael<br />

Videla, ehemaliger Präsident der Militärjunta, und gegen Ex-Admiral Emilio Eduardo Massera<br />

erlassen. - Die Anträge aus Deutschland wurden am 17. April 2007 vom Obersten Gerichtshof<br />

Argentiniens abgewiesen - die Akte Elisa- beth Käsemann endgültig geschlossen.<br />

Nur wenige der geheimen Gefangenenlager oder Folterzentren sind nach den Jahren der<br />

Miltiärdikatur (1976-1983) <strong>als</strong> Gedenkstätten erhalten geblieben. Die Gebäude von "El Vesubio",<br />

in der Elisabeth Käsemann ihr Leben ließ, wurden abgerissen. Ein früheres Folterzentrum im<br />

Stadtteil Belgrano von Buenos Aires war in den 90er Jahren der Partykeller - ein ehemaliges Junta-<br />

Mitglied hatte es gemietet, um dort die Hochzeit seiner Tochter zu feiern.<br />

Wie in allen lateinamerikanischen Ländern liegt auch in Argentinien die tiefere Ursache für<br />

den politischen Zer- fall in wirtschaftlichen Problemen. Die Staaten Süd-amerikas sind in erster<br />

Linie Exporteure von Rohstoffen und Agrarprodukten. Seit dem Koreakrieg ( 1950-1953) sind die<br />

Preise für diese Produkte - abgesehen von kleinen Schwankungen und einem Zwischenhoch kurz<br />

nach der Ölkrise im Jahre 1973 -kontinuierlich gefallen. Die "Terms of Trade" entwickelten sich<br />

immer zum Nachteil dieser Länder. Deren Kassen wurden leerer, die schon vorhandenen krassen<br />

sozialen Gegensätze ver- schärften sich weiter. In vielen dieser Länder kam es vorübergehend zu<br />

linksreformerischen oder links- revolutionären Systemen, die versuchten, mit einem nationalistischsozialistischen<br />

Rezept diesen Tendenzen Einhalt zu gebieten. Dazu gehörten das Zurückdrängen<br />

der multinationalen Unternehmen mit ihrer Kontrolle über die wichtigsten Produkte, die<br />

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