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der Sprache negierte, um sich auf die am Hofe verwendete Gegenwartssprache zu<br />

konzentrieren, ist Gadebusch ein eifriger Sammler und Abschreiber alten und<br />

dialektalen Sprachguts. Seiner Ansicht nach ist Sprachgeschichte eng mit der<br />

Menschheitsgeschichte verbunden und die Sprache bildet den jeweiligen<br />

Entwicklungszustand der Menschen ab. Als erster und wichtigster Schritt zur<br />

Beschreibung der Kultur ist ihre Geschichte das sicherste Mittel, den Fortschritt<br />

eines Volkes in seinen Sitten zu zeigen und bildet die Basis für das Verständnis der<br />

kulturellen Entwicklung. Im Gegensatz zu Herder, der in seiner ‘Abhandlung über<br />

den Ursprung der Sprache’ die Kategorie des Ursprungs von einem direkten<br />

göttlichen Schöpfungsakt gelöst hatte, lehnt Gadebusch die Annahme ab, die<br />

Menschen hätten selbst die Sprache aus moralischen Bedürfnissen heraus erfunden<br />

48 . Er versieht die Annahme, die Fähigkeit zur Sprache sei beim Menschen in der<br />

Natur angelegt mit dem Hinweis auf die Unerklärbarkeit der Schöpfung, als deren<br />

Teil die Sprachgenese fungiere und hält es daher für unwahrscheinlich, daß die<br />

Menschen aus eigenem Vermögen die Sprache erfunden hätten.<br />

Die Gefahren, denen Forscher unterliegen, die disziplinübergreifend auf<br />

verschiedenen Wissensgebieten arbeiten, benennt Gadebusch mit mangelnder<br />

Sorgfalt und Ordnung in der Forschung, sieht sich selbst jedoch davon<br />

ausgenommen. So schreckt er nicht vor der Bearbeitung handelspolitischer Themen<br />

zurück und rezensiert für G. Schlegels ‘Vermischte Aufsätze und Urtheile’ ein 1774<br />

in Breslau erschienenes Werk des Mathematikers und Physikers J.E. Scheibel zur<br />

Geschichte der Seeschiffahrt. In seiner Besprechung lobt er Scheibels Belesenheit,<br />

mahnt aber eine öffentlichen Diskussion an, um so Irrtümer und Fehler der Schrift<br />

aufdecken zu können 49 . Weiterhin korrigiert er historische Daten und Fakten und<br />

stellt sein technisches Wissen zur Schau, indem er Termini aus der Seefahrt erläutert<br />

50 .<br />

48 Vgl. J.G. Herder, Abhandlung über den Ursprung der Sprache, welche den von der Königl. Academie<br />

der Wissenschaften für das Jahr 1770 gesezten Preis erhalten hat, hg. v. W. Proß [Reihe Hanser<br />

Literatur-Kommentare, Bd. 12], München o.J.; Gadebusch, Bibliothek, Bd. 2, S. 50.<br />

49 Vgl. Gadebusch, Rez. ‘Erläuterungen zum Verstande der Schiffahrt und des Seekrieges’. In: G.<br />

Schlegel, Vermischte Aufsätze und Urtheile über gelehrte Werke ans Licht gestellet von unterschiedlichen<br />

Verfassern in und um Liefland, Bd. 1, St. 3, Riga 1778, S. 192-210.<br />

50 Vgl. Gadebusch, Rez. ‘Erläuterungen zum Verstande der Schiffahrt und des Seekrieges’, S. 204:<br />

„Steven, welches Wort der V. oft brauchen müssen, ist nicht erkläret. Es sind aber die beyden äussersten<br />

in dem Kiel aufwärts stehenden Balken eines Schiffes vorn und hinten. Hinten wird das Steuer<br />

und vorn der Krech des Gallions daran befestiget.“; vgl. ebenso S. 198-200, wo er über die noch nicht<br />

entwickelte Methode der Bestimmung der Längengrade und den 1761 für die englische Admiralität<br />

konstruierten Chronometer handelt.

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