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studierenden späteren Rektors der Rigaer Domschule J.H.G. Schlegel über die<br />

neuesten Bildungsströme unterrichtet 118 .<br />

2.2.3.) Hauslehrer adliger Livländer<br />

Die Anstellung als Hofmeister war ein typischer Karrierebeginn und eine<br />

Interimsversorgung für Einwanderer in Livland, die auch ohne einen universitären<br />

Abschluß angetreten werden konnte und Chancen für ein berufliches Fortkommen<br />

eröffnete. Gerade für die Söhne weniger vermögender Eltern war es eine<br />

Möglichkeit, die Wartezeit bis zur Übernahme eines Amtes zu überbrücken. Es<br />

entsprach einem Trend innerhalb der Adelsfamilien - Bürgerliche, wie die reiche<br />

Kaufmannsfamilie in Gadebuschs Fall, haben seltener Hauslehrer angestellt - sich<br />

gegen einen Besuch ihrer Kinder an öffentlichen Schulen zu entscheiden und statt<br />

dessen einen Privatlehrer zu engagieren. Die Gründe für diesen Trend mögen sowohl<br />

in dem Wissen um den schlechten Zustand des Elementarschulwesens gelegen haben<br />

als auch Ausdruck eines gesteigerten Bedürfnis nach individueller Erziehung<br />

gewesen sein. In Preußen und Livland verhinderte das Fehlen einer zentralen<br />

staatlichen oder einheitlichen Administration des Bildungswesens durchgreifende<br />

Bildungsreformen, seit der Reformation unterstand die Verwaltung der<br />

überwiegenden Anzahl von Schulen den Kirchen. Im Gegensatz zum Informator, der<br />

sich lediglich mit der reinen Wissensvermittlung zu beschäftigen und die Erziehung<br />

den Eltern zu überlassen hatte, arbeitete der Hofmeister ganztägig als Aufseher<br />

seiner Zöglinge und wurde von finanziell abgesicherten Familien als Begleiter der<br />

Kinder an die Universitäten geschickt, wo er eigene Studien aufnehmen konnte.<br />

Vermittelt wurden die Hofmeisterstellen gewöhnlich auf Empfehlung der<br />

Professoren und durch Mundpropaganda. Für Livland spielten die Hofmeister eine<br />

bedeutende Rolle als Vermittler aufklärerischer Gedanken, da sie neben ihrer<br />

Gelehrtheit Bücher mitbrachten, die anders nur schwer ihren Weg ins Land fanden.<br />

Dieser stete Schub von Akademikern festigte die Bindungen der Ostseeprovinzen an<br />

das Deutschland der Aufklärungszeit.<br />

Gadebusch hatte nach eigenen Angaben - wie in Kapitel 2.2.1.) erwähnt - bereits<br />

während seiner Schulzeit auf dem Hamburger Gymnasium im Alter von 17/18 Jahren<br />

118 Zu Schlegel (1739-1810), vgl. DBL, S. 681; zu den Verbindungen nach Königsberg in der<br />

‘Briefsammlung Gadebusch’ vgl. P. Wörster, Bezüge auf Königsberg in einer baltischen Briefsammlung<br />

des 18. Jahrhunderts. In: J. Kohnen (Hg.), Königsberg: Beiträge zu einem besonderen Kapitel<br />

der deutschen Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts, Frankfurt am Main, 1994, S. 54-64.

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