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Hilchens, der als jemand erscheint, der eher auf seinen eigenen Vorteil als auf die<br />

Wahrung der städtischen Rechte bedacht war 31 .<br />

Gadebuschs umstrittenste Identifikationsfigur ist der in Stockholm geborene livländische<br />

Adlige Johann Reinhold von Patkul, dessen Vater im Zusammenhang mit der<br />

Übergabe der Festung Wolmar an Polen 1657 des Hochverrats angeklagt und in<br />

Stockholm ins Gefängnis gesetzt worden war. J.R. Patkul - Kapitän in schwedischen<br />

Diensten - wurde als Deputierter der livländischen Ritterschaft in der Zeit der Güterreduktion<br />

wegen Majestätsverbrechen angeklagt, trat 1699 in die Dienste Augusts II.<br />

- König von Sachsen und der Republik Polen - und 1701 in russische Dienste und<br />

trug durch seine diplomatische Beihilfe beim Zustandekommen des<br />

Kriegsbündnisses zwischen August dem Starken und Zar Peter I. eine nicht<br />

unerhebliche Mitverantwortung für den Ausbruch des Nordischen Krieges 32 . Ziel<br />

Patkuls war es - nach der Auflösung des livländischen Landesstaates durch den<br />

schwedischen König -, Liv- und Estland von Schweden zu lösen und eine<br />

Verbindung mit Sachsen-Polen zu schaffen. Im Sinne des Zaren hatte Patkul um<br />

Preußen geworben - 1701 kam es zwischen August II. und Peter I. zum Vertrag von<br />

Birsen, in dem der Zar finanzielle Unterstützungen versprach und Polen den Besitz<br />

von Estland und Livland zusicherte - bemühte sich aber gleichzeitig, russische<br />

militärische Aktionen in Livland zu verhindern und wurde 1705 in Dresden<br />

verhaftet, da er eigenmächtig versucht hatte, die in Sachsen stehenden russischen<br />

Truppen in kaiserliche Dienste zu überführen. Hinzu kam der Vorwurf, er betreibe<br />

falsches Spiel und unterhalte verräterische Beziehungen zu den Schweden, um die<br />

Aufhebung des über ihn ausgesprochenen Todesurteils von 1694 zu erlangen.<br />

Gadebuschs stieß in der Literatur auf eine uneinheitliche Bewertung Patkuls, die<br />

vom Eindruck seiner frühen Tätigkeiten beherrscht war, in denen er sich im Namen<br />

der livländischen Ritterschaft gegen die Ausdehnung der schwedischen<br />

Güterreduktion auf Livland aussprach und so erscheint Patkul als livländischer<br />

Adliger, „der seiner Tapferkeit, seiner mathematischen, historischen und politischen<br />

Kenntnisse, endlich seines Patriotismus wegen, in seinem Vaterlande beliebt und<br />

belobet ist.“ (S. 328) Als Vaterland ist hier wiederum der livländische Landesstaat zu<br />

verstehen, dem durch die Aufhebung durch den schwedischen König sein<br />

ständisches Selbstgefühl genommen worden war. Gadebuschs Quelle C. Kelch<br />

31 Vgl. [J.C. Schwartz], Noch ein Beytrag zu Gadebuschen’s livländischer Bibliothek oder zur Gelehrtengeschichte<br />

von Liefland, S. 329-350.

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