02.11.2013 Aufrufe

Download - Baltische Historische Kommission

Download - Baltische Historische Kommission

Download - Baltische Historische Kommission

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

405<br />

tion, Kontinuität ist ein Sinnpostulat, mit dem das drohende Abreißen der kulturellen<br />

Überlieferung verhindert werden soll. Durch die Koppelung des Kontinuitätsgedankens<br />

an die Behauptung einer Gemeinschaft der „Livländer“ schafft Gadebusch eine<br />

Verbindung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und kann auch<br />

zeitlich bedingte Veränderungen als Bestätigung für Kontinuitäten in der Geschichte<br />

anführen. Die Kontinuität der Geschichte rekonstruiert er aus den Erlebnissen und<br />

dem Erleben der betrachteten Individuen, beide sind gleichsam die „Urzelle“ der<br />

geschichtlichen Welt.<br />

10.3.) Gadebuschs Testament als Ausdruck sozialer Memoria<br />

Parallel zu den Überlegungen auf dem Gebiet des kollektiven Gedächtnisses als eine<br />

auf Vergegenwärtigung von vergangenen Ereignissen und Taten ausgerichtete<br />

Erinnerung - der historischen Memoria, die das Wissen einer Person oder<br />

Gemeinschaft um ihre Geschichte umfaßt - wird als kulturelles Phänomen die an die<br />

Person gebundene Erinnerung in den Mittelpunkt der Betrachtungen vieler<br />

Kulturwissenschaften gestellt 18 . Besonders die Mediävisten haben die<br />

verschiedensten Zeugnisse wie die sozialen Strukturen unterschiedlichster<br />

Gruppierungen (Gilden und Rat), fromme und gemeinnützige Stiftungen, bildliche<br />

und schriftliche Quellen unter dem Fragehorizont ihres Erinnerungsgehaltes<br />

untersucht 19 . In den meisten Publikationen wird auf die von O.G. Oexle eingeführte<br />

These Bezug genommen, nach der es sich bei den Prozessen der Vergegenwärtigung<br />

bis zum 18. Jahrhundert nicht nur um ein „Andenken“ oder „Erinnern“ an Personen<br />

im kognitiven und emotionalen Sinn, sondern um einen „Modus wirklicher<br />

Anwesenheit physisch Abwesender“ handele, der durch den Vorgang der Nennung<br />

18 Vgl. O.G. Oexle, Memoria und Memorialüberlieferung. In: FrühMaSt, 10 (1976), S. 79-82 u. S. 84.<br />

19 Vgl. D.W. Poeck, Rat und Memoria. In: O.G. Oexle (Hg.), Memoria in der Gemeinschaft des<br />

Mittelalters [Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, 111], Göttingen 1994, S.<br />

286-335; zu Stiftungen vgl. C. Sauer, Fundatio und Memoria. Stifter und Klostergründer im Bild<br />

1100 bis 1350 [Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, 109], Göttingen 1993;<br />

M. Staub, Memoria im Dienst von Gemeinwohl und Öffentlichkeit. Stiftungspraxis und kultureller<br />

Wandel in Nürnberg um 1500. In: O.G. Oexle (Hg.), Memoria als Kultur [Veröffentlichungen des<br />

Max-Planck-Instituts für Geschichte 121], Göttingen 1995, S. 285-334; zu bildlichen Darstellungen,<br />

vgl. O.G. Oexle, Die Memoria Heinrichs des Löwens. In: Ders. (Hg.), ebd., S. 128-177; zur schriftlichen<br />

Memoria vgl. F. Ohly, Bemerkungen eines Philologen zur Memoria. In: K. Schmid / J. Wollasch<br />

(Hg.), Memoria. Der geschichtliche Zeugniswert des liturgischen Gedenkens im Mittelalter<br />

[Münstersche Mittelalter-Schriften, Bd. 48], München 1984, S. 9-68.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!