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Download - Baltische Historische Kommission

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301<br />

„Kann das Beyspiel des Fürsten von Mechelnburg auf den Fürsten von Rügen gewirket<br />

haben, anderer Fürsten zu geschweigen, die um diese Zeit nach Livland kamen<br />

und wider die Unchristen, zur vermeynten Vergebung ihrer Sünden fochten.“ 36<br />

Auch die Störungen des deutschen Handels in Novgorod, die zur Schließung des<br />

Handelshofes St. Peter führten, betrachtet Gadebusch als Ereignis, das durch mehr<br />

als eine Ursache ausgelöst wurde. 1494 waren 49 deutsche Kaufleute in der<br />

russischen Stadt festgesetzt und um ihre Handelsgüter gebracht worden. Gadebusch<br />

will sich nicht mit der „bekannten“ Begründung zufrieden geben, nach der Zar Ivan<br />

III. im Bündnis mit dem dänischen König als ausgewiesener Gegner der Hanse und<br />

Schwedens darauf bedacht gewesen sei, diesen beiden Schaden zuzufügen.<br />

Ergänzend sei zu berücksichtigen, daß kurz zuvor in Reval ein Russe wegen<br />

Falschmünzerei nach Lübischem Recht zu Tode gesotten und dem Zaren das Gerücht<br />

hinterbracht worden war, die Livländer seien bereit, jedermann - auch den Zaren -<br />

auf dieselbe Art zu richten. Diese Aufwiegelung bewirkte Gadebusch zufolge, daß<br />

der Zar mit der Festsetzung der Händler Rache nehmen wollte, eine politisch und<br />

wirtschaftlich motivierte Handlung somit auf die Ebene individueller Gefühle<br />

gerückt wird 37 .<br />

7.2.3.) Quantifizierende Methode<br />

Von den Kameralisten übernimmt Gadebusch als Erbe des Rationalismus des 17.<br />

Jahrhunderts die statistischen Ansätze, mit der sie in Zahlen ausgedrückte<br />

Nachrichten zusammenstellten. Kennzeichnend für seinen Umgang mit Geschichte<br />

ist eine übermäßige Neugier statistischen Daten und Materialien gegenüber, was<br />

dazu führt, daß er eine Menge von Problemen und möglichen Untersuchungsgebieten<br />

aufdeckt, die er allein nicht erschöpfend bearbeiten kann. Mit dem Ziel einer<br />

rationalen und objektiven Wahrheitsermittlung will er, unabhängig von eventuellen<br />

herrschaftlichen Aufträgen im Sinne aufklärerisch-liberalen Gedankenguts, Zahlen<br />

an die livländische Öffentlichkeit bringen, auf deren Grundlagen über das Wohl des<br />

Landes diskutiert werden kann. In frühen Arbeiten erstreckt sich sein Interesse<br />

unspezifisch auf Nachrichten, Neuigkeiten und Merkwürdigkeiten aller Art, erst in<br />

den letzten beiden Bänden der ‘Jahrbücher’ nimmt die Ernsthaftigkeit und<br />

Sachbezogenheit des dargebotenen statistischen Materials zu, das sich nun<br />

36 Gadebusch, Jahrbücher I1, § 39, S. 132, Anm. i).<br />

37 Vgl. Gadebusch, Jahrbücher I2, § 91, S. 246-249.

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