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Download - Baltische Historische Kommission

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411<br />

(Bettlaken, Hemden, Kissenbezüge, Servietten, Tischtücher) ein, dessen Bestand<br />

Gadebusch selbst aufgelistet hatte und das von den beiden Ratsherren extra taxiert<br />

und mit den Qualitätsangaben „grob“, „fein“ und den Zusätzen „sehr gebraucht“ und<br />

„sehr abgenützt“ versehen wird. Gadebuschs eigenes Bett blieb von der Teilung und<br />

somit von der Taxation ausgeschlossen, das seiner Frau mitsamt Bettzeug wird auf<br />

nahezu den gleichen Wert wie ein Glasschrank geschätzt. Die Kleidung von<br />

Gadebuschs Frau fällt nicht unter die Teilungsmasse, sie soll „nach eigener<br />

Bestimmung seiner säligen Frau unter Dürftige“ verteilt werden 33 . Das Inventarium<br />

schließt mit der Angabe der Gesamtsumme des geschätzten Besitzes („5638 Rbl, 82<br />

Kpk“). Gadebusch bat sich zwei Exemplare von ihm aus, um die eine an den Pastor<br />

Maréchaux - den Ehemann der Tochter seiner Frau aus erster Ehe - zu senden und<br />

„das andere aber zu meiner und meiner künftigen Erben Sicherheit“<br />

aufzubewahren.<br />

34<br />

10.4.) Die Gelehrtenbibliothek als räumliche Gedächtnismetapher 35<br />

Gadebuschs Wertschätzung seiner Privatbibliothek als eines Bücherschatzes 36 , den<br />

zu bewahren die Achtung gegenüber der Tradition gebot und den er in seinen Briefen<br />

immer wieder erwähnt, läßt die kulturpolitische Phrase von den Bibliotheken als dem<br />

„Gedächtnis der Menschheit“ anklingen. Zugleich ist sie Ausdruck des persönlichen<br />

Charakters eines Gelehrten, indem sie an den Mittelpunkt der Existenz ihres<br />

Sammlers rührt und seine Bildungssphäre umschreibt. Gleichsam als externer<br />

Gedächtnisspeicher des Historikers, der enzyklopädisch all das aufbewahrt, was dem<br />

individuellen Gedächtnis entfallen war, kann eine Gelehrtenbibliothek das Wissen<br />

als geschlossenen Kanon verfügbar machen. So spielt das Prinzip der Öffentlichkeit<br />

und die Tendenz, sie als allgemein nutzbare wissenschaftliche Gebrauchsbibliothek<br />

einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, bei Gadebusch eine<br />

wichtige Rolle. In einem Brief an Brotze nennt er sie mit vorgegebener<br />

Bescheidenheit sein „kleines Kabinettchen“ und führt im Zusammenhang mit der<br />

33 Inventarium, S. 19.<br />

34 Inventarium, S. 10.<br />

35 Der Gedanke von der Bibliothek als räumlicher Gedächtnismetapher ist von A. Assmann übernommen,<br />

Zur Metaphorik der Erinnerung, S. 14.<br />

36 Der Begriff wird von J.M. Hehn für die Manuskripte verwendet: „Sie stehen beysammen, damit der<br />

Leser diesen wirklichen Schatz ohne Mühe übersehen könne. [..] Die eigenen sind die vornehmsten.“,<br />

Hehn, Verzeichniß, S. VI.

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