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Download - Baltische Historische Kommission

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zwischen Wahrscheinlichem und Unwahrscheinlichem zu schulen. Dabei wird<br />

allgemein die Forderung nach einem kritischen Gegenwartsbezug erhoben, in der<br />

stets die Gefahr einer Instrumentalisierung der Geschichte für politische Zwecke im<br />

Hintergrund droht. Besonders fruchtbar zeigte sich das aufgeklärt- patriotische<br />

Interesse an der Geschichte zunächst auf dem Gebiet der Landeshistorie. Arbeiten<br />

früherer Jahrhunderte waren durchdrungen von einem grenzenlosen Sammeleifer,<br />

der umfangreiche territorialgeschichtliche - besonders rechtsgeschichtlich<br />

ausgerichtete - Quellensammlungen hervorbrachte.<br />

2.1.2.) Pragmatismus<br />

Der Terminus der pragmatischen Geschichtsschreibung wird in der historischen Forschung<br />

nicht eindeutig definiert. Man verwendet ihn einerseits als Definition für<br />

einen Arbeitsansatz, der einen kausal-konsekutiven Zusammenhang von<br />

Begebenheiten und Handlungen bezeichnet, zweitens als Form der<br />

Geschichtsvermittlung, die ihre Ergebnisse nach didaktischen, auf moralische<br />

Belehrung gerichteten Gesichtspunkten präsentiert und drittens als<br />

Periodisierungsbegriff der Geschichtswissenschaft für die Zeit Ende des 18.<br />

Jahrhunderts - der sogenannten Aufklärungshistorie, die mit den Namen Möser,<br />

Spittler, Schlözer und Gatterer in Verbindung gebracht wird 12 . Als Methode ist die<br />

pragmatische Geschichtsbetrachtung antiken Ursprungs und wird bereits von<br />

Thukydides und Polybios angewendet, gewinnt aber erst nach dem Erscheinen der<br />

‘Historia pragmatica’ von Johann David Köhler 13 wieder an Bedeutung. Besonders<br />

die Göttinger Historiker Schlözer, Pütter und Heeren betonten die soziale und<br />

politische Nützlichkeit der historischen Wissenschaft, die das universalhistorische<br />

Cicero, Tusculanae disputationes (Gespräche in Tusculum), 2, 16 [Lateinisch-deutsch mit<br />

ausführlichen Anmerkungen neu herausgegeben von Olof Gigon, München 1976, S. 126].<br />

12 Vgl. H.W. Blanke / D. Fleischer, Theoretiker der deutschen Aufklärungshistorie, Bd. 1: Die theoretische<br />

Begründung der Geschichte als Fachwissenschaft [Fundamenta Historica, Bd. 1.1.], Stuttgart-<br />

Bad Cannstatt 1990, S. 95: hier werden beide Verwendungsarten nebeneinander gestellt, im<br />

Gegensatz dazu spricht H. Henel von einem „pragmatischen Stil“, der sich anhand spezieller Darstellungsmerkmale<br />

wie Reflexionen, Pointen, pointierter Kürze, Bevorzugung von Abstrakta und<br />

Kollektivbegriffen und dem Heranziehen von historischen Vergleichen idealtypisch als „belehrend“<br />

beschreiben läßt; vgl. H. Henel, Die Entwicklung des geschichtlichen deutschen Prosastils bei Johannes<br />

von Müller, S. 56-75, ebenso H.-J. Pandel, der den Pragmatismus als Vorläufer einer Erzähltheorie<br />

des 18. Jahrhunderts versteht, vgl. H.-J. Pandel, Historik und Didaktik. Das Problem der<br />

Distribution historiographisch erzeugten Wissens in der deutschen Geschichtswissenschaft von der<br />

Spätaufklärung zum Frühhistorismus (1765-1839) [Fundamenta Historica, Bd. 2], Stuttgart 1990, S.<br />

50ff.<br />

13 J. D. Köhler, Lectorem Benevolum Programmate De Historia Pragmatica Ad Lectiones Suas Publica<br />

Et Orationem De Dissensum, o.O.[Daniel Meyer] 1714.

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