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Download - Baltische Historische Kommission

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bearbeitet. Ihn interessiert einerseits die Typik, d.h. er will das gegebene<br />

Ordnungsprinzip darstellen, aus dem sich wiederkehrende Gleichförmigkeiten und<br />

Regelmäßigkeiten des menschlichen Lebens erkennen lassen, darauf aufbauend<br />

versucht er, das Singuläre zu betrachten und das jeweilige Individuum als Kreuzungspunkt<br />

überindividueller Zusammenhänge zu sehen. Parallel zu seiner Bevorzugung<br />

eindimensionaler kausaler Erklärungen historischer Vorgänge geht Gadebusch<br />

davon aus, daß die menschliche Persönlichkeit nicht komplex sondern<br />

eindimensional strukturiert ist und sich Verhalten somit monokausal erklären läßt.<br />

Gadebusch bietet Lebensbeschreibungen in drei verschiedenen Formen dar:<br />

1.) Eingestreut in die ‘Jahrbücher’ findet sich eine Vielzahl von biographischen<br />

Daten, die entweder in der Art eines Nekrologs berühmte verstorbene<br />

Persönlichkeiten mit wiederkehrenden rhetorischen Mustern und den traditionellen<br />

Topoi - Tugend und Bildung - ehren- oder vorbildhafte „patriotische“ Personen<br />

schildern.<br />

2.) Sogenannte serielle Biographien (in der Art biographischer Gelehrtenlexika) wie<br />

die 1772 erschienene ‘Abhandlung’, die 87 Geschichtsschreiber und neun<br />

Publikationen erfaßt und die 1777 erschienene ‘Bibliothek’, die in drei Bänden rund<br />

550 Personen und 24 Schriftstücke behandelt.<br />

3.) Biographische Essays, die selbständig oder in Sammelwerken und Zeitschriften<br />

publiziert sind.<br />

Allen drei Formen ist ein feststehender, in seiner Zusammensetzung aber variabler<br />

Katalog von Gesichtspunkten zugrundegelegt, der auch Gadebuschs chronologisch<br />

voranschreitende Selbstbiographie in der ‘Bibliothek’ bindet. Anweisungen zur<br />

Abfassung eines Lebenslaufes konnte Gadebusch in Rhetorik-Handbüchern im<br />

Kontext der Leichabdankung (Parentation) finden, zu der neben der Leichenpredigt<br />

auch die Verlesung des Lebenslaufes gehörte. Das Material für die Analyse, das<br />

Gadebusch zur Verfügung stand, ist weder heterogen noch systematisch<br />

zusammengetragen, sondern lückenhaft und zufällig, so daß bereits hier Grenzen der<br />

Analysierbarkeit sichtbar werden. In einer Art Meta-Analyse soll es im folgenden<br />

darum gehen, aus den Lebensbeschreibungen mehr über den Biographen Gadebusch<br />

als über die biographierte Person zu erfahren.

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