02.11.2013 Aufrufe

Download - Baltische Historische Kommission

Download - Baltische Historische Kommission

Download - Baltische Historische Kommission

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

75<br />

Religiöse Anklänge einer „Umkehr“ können hier eine Rolle spielen, sollen aber nicht<br />

in das kurze Zitat hineininterpretiert werden.<br />

Im weiteren interessieren Gadebusch besonders die Vorwürfe gegen die Herrnhuter.<br />

Er hebt ihre Übertretungen verschiedener Anordnungen und die daraus<br />

resultierenden Prozesse vor dem Dorpater Stadtkonsistorium hervor, wofür er Belege<br />

aus Konsistorial- und Ratsprotokollen zieht 33 und betont, der Rat der Stadt Dorpat<br />

sei bemüht gewesen, sich nicht in die Streitigkeiten zwischen Herrnhutern und den<br />

Konsistorien einzumischen 34 . In Dorpat hatte sich seit 1739 eine Herrnhuter<br />

Gemeine herausgebildet, in der der estnische Küster und Schulmeister Mikhel<br />

Ignatius als einer der prominentesten Brüder auftrat. Seine zahlreichen literarischen<br />

Produkte fanden weite Verbreitung, erhalten hat sich nur die Kopie einer estnischen<br />

Predigtübersetzung. Dieser „undeutsche Küster“ Ignatius wird von Gadebusch als<br />

Beispiel eines ungehorsamen Menschen vorgeführt, der sich sogar den Anordnungen<br />

des Dorpater Stadtkonsistoriums widersetzte. In der ‘Bibliothek’ ist Ignatius ohne<br />

weitere Kommentare zu seiner Tätigkeit aufgrund seiner Übersetzungen<br />

aufgenommen 35 .<br />

Eine letzte umfangreichere Erwähnung der Herrnhuter in den ‘Jahrbücher[n]’ sind<br />

die Schilderungen des Geschehens auf Oesel, wo der Herrnhutische Pastor Eberhard<br />

Gutsleff und drei weitere deutsche Herrnhuter 1747 aufgrund ihrer von derjenigen<br />

der Landeskirche abweichenden Lehrmeinung verhaftet und in St. Petersburg in der<br />

Peter-Pauls-Festung gefangengesetzt wurden. Nach diesen Entwicklungen begann in<br />

Livland für die Herrnhuter die Zeit, die man in ihren Kreisen als „stillen Gang“ bezeichnete,<br />

d.h. die missionarischen Aktivitäten mußten im Verborgenen fortgeführt<br />

werden, so daß Gadebusch im folgenden nur noch wenig Daten aus den Dorpater<br />

Ratsprotokollen zur Verfügung stehen, wie zum Beispiel die Nachricht über die Besetzung<br />

eines Predigeramtes in Dorpat, um das sich der den Herrnhutern zugeneigte<br />

Pastor aus Anzen Johann Christian Quand bewarb, dessen Predigt auf<br />

überwältigende Zustimmung stieß. Seine Wahl scheiterte jedoch an dem<br />

Generalsuperintendenten Zimmermann, der die Wahl Quands kategorisch ablehnte<br />

36 . Quand stand mit dem Pastor in Ecks - einem Dorf im Kreis Dorpat - Karl Gustav<br />

33 Gadebusch, Jahrbücher IV2, § 148, S. 260f.; § 159, 283f.<br />

34 Gadebusch, Jahrbücher IV2, § 159, S. 284.<br />

35 Gadebusch, Jahrbücher IV2, § 148, S. 260f., § 159, S. 283; Bibliothek, Bd. 2, S. 103.<br />

36 Vgl. Gadebusch, Jahrbücher IV2, § 196, S. 347.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!