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15<br />

untersucht wird 24 . Unter rechtshistorischen Gesichtspunkten wurden Gadebuschs<br />

Schriften bislang nur von dem Dorpater Juristen O. Schmidt betrachtet.<br />

Gadebusch als geistiger Mittelpunkt der Aufklärung in Dorpat:<br />

Die These, Gadebusch sei problemlos als Vertreter der livländischen Aufklärung zu<br />

bezeichnen, wird in der neueren Forschung besonders von H. Neuschäffer<br />

verfochten; er bezeichnet ihn als „bedeutendes Sprachrohr der Aufklärung“ 25 . Auch<br />

wenn Gadebusch nicht mit gezielten Agrarprojekten - als Prüfstein für die<br />

Ausprägung der Aufklärung in Livland - hervorgetreten war, so sei seine Haltung<br />

dennoch ganz im Sinne der Aufklärung und er könne als Mittelpunkt des vom<br />

Pietismus beeinflußten Kreises der Aufklärer in Dorpat bezeichnet werden.<br />

Differenzierter wird das Phänomen des Aufklärungsschriftguts von G. v. Rauch<br />

betrachtet, der drei verschiedene Spielarten benennt: zum einen die von<br />

antiquarischem Interesse geleiteten Publikationen mit engem Bezug zum alltäglichen<br />

Leben, wie sie J.G. Arndt, Gadebusch, A.W. Hupel und J.C. Brotze veröffentlichten;<br />

weiterhin Schriften zur Agrarfrage von J.G. Eisen, G. Merkel und H.J. Jannau und<br />

zum dritten die Schriften mit vermehrt theoretischem und philosophisch-politischem<br />

Anspruch 26 .<br />

Gadebuschs Stellung zur Aufklärung wird meistens im Zusammenhang mit seiner<br />

Freundschaft zu J.G. Eisen beleuchtet 27 , wobei deutlich wird, daß mit Hinweisen auf<br />

die Zugehörigkeit zur Aufklärung Gadebuschs Persönlichkeit nicht vollständig erfaßt<br />

werden kann.<br />

Für die materialistische Geschichtsschreibung ist besonders Gadebuschs Haltung zur<br />

Leibeigenschaft und eine Untersuchung unter dem Gesichtspunkt des „bürgerlichen<br />

Denkens“ von Interesse, was im extremsten Fall zu den Thesen führt, Gadebusch<br />

habe als einziger Deutscher in den Ostseeprovinzen den Kampf gegen die<br />

24 So behauptet A. Grasshoff, G. fühle sich „durch ein ‘neues’ patriotisches Denken zu erhöhter<br />

Verantwortung verpflichtet“; vgl., Zur Mentalität livländischer Aufklärungsschriftsteller. Der Patriotismus<br />

August Wilhelm Hupels. In: H. Ischreyt (Hg.), Zentren der Aufklärung, Bd. 2, Königsberg<br />

und Riga [Wolfenbütteler Studien zur Aufklärung, Bd. 16], Tübingen 1995, S. 219.<br />

25 H. Neuschäffer, Die Zeit der Aufklärung und ihre Bedeutung in den baltischen Provinzen. In: H.<br />

Rothe (Hg.), Deutsche im Nordosten Europas [Studien zum Deutschtum im Osten, H. 22], Köln-Wien<br />

1991, S. 198.<br />

26 Vgl. G. v. Rauch, Ein baltischer Friedens- und Europaplan von 1767. In: Ders., Aus der baltischen<br />

Geschichte [Beiträge zur baltischen Geschichte, Bd. 9], Hannover-Döhren 1980, S. 343.<br />

27 Vgl. die Schriften R. Bartletts.

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