02.11.2013 Aufrufe

Download - Baltische Historische Kommission

Download - Baltische Historische Kommission

Download - Baltische Historische Kommission

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

74<br />

und danach livländischer Generalsuperintendent war. Nach einer Erziehung im<br />

hallischen Waisenhaus zeigte sich der jüngere Fischer anfangs der herrnhutischen<br />

Bewegung abgeneigt, schützte sie als Generalsuperintendent nach dem Besuch<br />

Zinzendorfs in Riga 1736 eine Zeitlang gegen die Vorwürfe des livländischen<br />

Oberkonsistoriums, mußte sich aber dem Druck beugen und Untersuchungen der<br />

Vorwürfe in die Wege leiten, die in einer zusammenfassenden Stellungnahme vom<br />

23. November 1743 die Herrnhuter als eine von der evangelischen Lehre<br />

abweichende Sekte darstellte, deren Anhänger aus Livland auszuweisen seien 30 . Die<br />

Rolle, die Fischer bei diesen Maßnahmen gespielt hat, läßt sich aufgrund des Fehlens<br />

von Quellen nicht hinreichend bestimmen, sein Amt innerhalb der lutherischen<br />

Landeskirche dürfte ihn zu dem entschiedenen Vorgehen gezwungen haben, mit dem<br />

die Gefahr einer Separation von der lutherischen Landeskirche abgewendet werden<br />

sollte. Jakob Andreas Zimmermann war von 1745 bis 1770 Generalsuperintendent in<br />

Livland und trat starr orthodox als entschiedener Gegner und Verfolger der<br />

Herrnhuter auf<br />

Bei der Schilderung der Reise Zinzendorfs durch Livland stützt sich Gadebusch auf<br />

August Gottlieb Spangenbergs dreibändige Biographie Zinzendorfs aus den Jahren<br />

1772 bis 1775. Spangenberg, der seit 1722 in Halle studiert hatte, knüpfte 1727 Bekanntschaft<br />

mit der Herrnhuter Brüdergemeine und wurde die führende Kraft der erweckten<br />

Studenten in Halle. Nach Auseinandersetzungen mit der theologischen<br />

Fakultät kam es 1733 zur Ausweisung Spangenbergs aus Halle. Die Erwähnungen<br />

der Herrnhuter in den ‘Jahrbücher[n]’ sind relativ knapp gehalten, es überwiegt ein<br />

ironischer Stil, der Bemühungen um eine Distanzierung von ihrer enormen Wirkung<br />

durchscheinen läßt, die Gadebusch nicht vollständig leugnen kann. Seine Enttäuschung<br />

über die ihm entgegengebrachte Gleichgültigkeit in Hennersdorf macht sich<br />

in ironischen Anklängen Luft, wie zum Beispiel in der Erwähnung, die Gemeine<br />

nenne die Gräfin und den Grafen Zinzendorf „Mama“ und „Papa“ 31 , wie Gadebusch<br />

selbst gehört habe und in der saloppen Kommentierung der Gefangenschaft<br />

Zinzendorfs 1743:<br />

„Noch 1743 unternahm er die zweyte Reise nach Livland, die aber nicht nach seinem<br />

Wunsch ablief. Denn er erhielt auf eine zeitlang ein Quartier in der Cittadelle zu<br />

Riga und muste aus derselben wieder umkehren.“ 32 .<br />

30 Vgl. zu dieser als „Sentiment“ bezeichneten Schrift des Oberkonsistoriums J. Eckardt, Livland im<br />

achtzehnten Jahrhundert, S. 235f.<br />

31 Gadebusch, Jahrbücher IV2, § 59, S. 102.<br />

32 Gadebusch, Jahrbücher IV2, § 59, S. 103.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!