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Download - Baltische Historische Kommission

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Wissenschaften in St. Petersburg ihre Tätigkeit auf und entwickelte sich rasch zum<br />

Mittelpunkt aufklärerischer Bemühungen in Rußland. Die Regierungszeit Elisabeths<br />

I., deren außenpolitische Hinwendung zu Frankreich das Eindringen französischer<br />

Aufklärungsgedanken begünstigte, kann als Übergang von der Phase einer eher<br />

praktischen Aufklärung unter Peter I. zu der philosophischen Phase unter Katharina<br />

II. betrachtet werden.<br />

Die Entfaltung der Aufklärung in Rußland, die sich auf die Bereiche der aktiven Kulturpolitik<br />

und den Versuch, das Reich durch den Ausbau der staatlichen und wirtschaftlichen<br />

Infrastruktur neu zu organisieren, konzentrierte, ist aufs engste mit der<br />

Herrschaft Katharinas II. verbunden, die die Gedanken der französischen Aufklärer<br />

propagandistisch für sich verwendete und sich auch im Rahmen der wirtschaftlichen<br />

und sozialen Gegebenheiten um ihre Verwirklichung bemühte.<br />

Livland, das im 17. Jahrhundert noch zu Schweden gehörte, nahm eine wichtige<br />

Brückenfunktion zwischen Mittel- und Osteuropa wahr; die gebildete Schicht des<br />

Landes empfand sich einer gesamteuropäischen - durch die Sprache bedingt vorwiegend<br />

einer deutschen - Gelehrtenrepublik zugehörig. Auch Gadebuschs Ansehen verdeutlicht<br />

eine übernationale Einheit der europäischen Gelehrten, seine Leistungen<br />

werden im Russischen Reich ebenso wie jenseits seiner Grenzen anerkannt und gewürdigt.<br />

Über die 1632 gegründete und Anfang des 18. Jahrhunderts nach Pernau<br />

verlegte Dorpater Universität drangen von S. Pufendorf beeinflußte naturrechtliche<br />

sowie pietistische Strömungen ein und festigten die Verbindungen zum gesamtdeutschen<br />

und westeuropäischen Geistesleben. Von hier gingen durch die Immigration<br />

deutscher Studenten Einflüsse auf die russische Aufklärung aus, was dazu führte, daß<br />

die an den deutschen Universitäten - insbesondere Königsberg - vorherrschenden<br />

Lehrmeinungen das im Russischen Reich rezipierte Bildungsgut bestimmten. Nicht<br />

Bacons Empirismus und Lockes Sensualismus, sondern die Ideen C. Wolffs und S.<br />

Pufendorfs sowie die deutsche Kameral- und Policeywissenschaft waren vorherrschend,<br />

was zur Zeit Katharinas II. durch die entstehenden deutschen Verlags- und<br />

Druckereihäuser - meist verbunden mit Buchhandlungen - erleichtert wurde. An diesem<br />

Punkt kann gerade die Untersuchung des Wirkens eines deutschen Gelehrten in<br />

den Ostseeprovinzen bei der Erforschung der Kulturbeziehungen einen wichtigen<br />

Rang einnehmen.

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