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Diensten stand und an der Revision der Landgüter im Kreis Pernau teilgenommen<br />

hatte 69 . Müllers Schrift hat einen eminent zeitgeschichtlichen Charakter, sie bietet<br />

Berichte über Ereignisse der Regierungszeit Stephan Báthorys und beschäftigt sich<br />

ausführlich mit den Privilegienbestätigungen für den livländischen Adel und die<br />

Stadt Riga.<br />

An der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert entstand die Chronik F. Nyenstedts, die<br />

von dem Historiker Arved von Taube als „die dilettantischste“ bezeichnet wird 70 .<br />

Nyenstedt, der - 1540 in der Grafschaft Hoya geboren - in den fünfziger Jahren des<br />

16. Jahrhunderts nach Dorpat kam und dort das Gewerbe eines Kaufmannes erlernte,<br />

kann als Gewährsmann für die Dorpater Stadtgeschichte von 1554 bis 1558 und die<br />

Ereignisse in Riga in den Jahren um 1583 betrachtet werden, in denen er dem Rat der<br />

Stadt angehörte. Für die übrige Zeit seiner bis in das Jahr 1609 reichenden Chronik<br />

ist er kritisch zu bewerten, da er wenig Quellenmaterial verwertet und überwiegend<br />

aus wirtschaftlichen und standespolitischen Interessen heraus schrieb. Er kennt<br />

Russows Chronik, übernimmt aus dieser die Legende der „Aufsegelung“ Livlands<br />

und läßt zusätzlich seiner Phantasie freien Lauf. So sollen deutsche Kaufleute 1150<br />

zum dritten Mal nach Livland gekommen sein, den Priester Meinhard und zwei<br />

namentlich genannte Chorschüler mitgebracht haben, was Gadebusch als unbewiesen<br />

ablehnt. In den ‘Jahrbücher[n]’ zieht er Nyenstedt besonders für die Zeit seiner<br />

Anwesenheit in Dorpat heran, ebenso seine Schilderungen über das an der<br />

Verbindung mit dem polnisch-litauischen Hinterland interessierte Rigaer<br />

Großbürgertum. Obwohl die Chronik eher als Quelle für das 16. Jahrhundert gelten<br />

kann, rechnet Gadebusch Nyenstedt zu den Geschichtsschreibern des 17.<br />

Jahrhunderts, da er die Chronik in den Jahren zwischen 1604 und 1609 verfaßte. Den<br />

Stil der Chronik bezeichnet Gadebusch als „sehr unangenehm“, schiebt dies<br />

gleichsam entschuldigend auf die verschiedenen Abschreiber des Textes 71 .<br />

Die livländischen Geschichtsschreiber des 17. Jahrhunderts decken im Vergleich zu<br />

denjenigen des 16. Jahrhunderts ein breiteres Themenfeld ab und berichten weniger<br />

aus zeitgenössischer Perspektive heraus. In der Zeit der schwedischen Vormachtstel-<br />

69 L. Müller, Polnische / Liffländische / Moschowiterische / Schwedische und andere Historien / so<br />

sich unter diesem jetzigen König zu Polen zugetragen ... [Septentrionalische Historien] Frankfurt<br />

1585, [Raubdruck Leipzig 1585; weitere vermehrte Auflagen 1586 u. 1595].<br />

70 Vgl. A. von Taube, „Der Untergang der livländischen Selbständigkeit“: Die livländische Chronistik<br />

des 16. Jahrhunderts. In: G. von Rauch (Hg.), Geschichte der deutschbaltischen Geschichtsschreibung<br />

[Ostmitteleuropa in Vergangenheit und Gegenwart, Bd. 20], Köln-Wien 1986, S. 34; F. Nyenstedt,<br />

Livländische Chronik, [MLA, Bd. 2], Riga und Leipzig 1839, S. 1-128.<br />

71 Vgl. Gadebusch, Abhandlung, § 45, S. 91.

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