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Download - Baltische Historische Kommission

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30<br />

Forschungskonzept über ein rein kompilatorisches Verständnis herausführten. Ziel<br />

einer pragmatischen Darstellung historischer Begebenheiten ist es, auf den Nutzen<br />

und die Belehrung des Lesers über Beweggründe der in der Vergangenheit Handelnden<br />

gerichtet zu sein. Dabei soll nur das übermittelt werden, was logisch erklärbar<br />

erscheint 14 . Arbeitsgrundlage war eine grenzenlose Datenanhäufung, geeignete<br />

Hypothesen, mit denen die Fakten zu einer logischen Entwicklung verknüpft werden<br />

konnte, fehlten ebenso wie Begriffssysteme, die innere Verbundenheit schaffen<br />

konnten<br />

15 . Mit den pragmatischen Methoden wandten sich die<br />

Aufklärungshistoriker von einer rein chronologischen und einer referierenden<br />

Geschichtsschreibung weg und versuchten, mit der Herausarbeitung einer<br />

synchronen und diachronen Ordnung Wege zu schaffen, Ereignisse zu begreifen und<br />

sich von der reinen Sinnfälligkeit der äußeren Erscheinungen zu lösen und die<br />

verborgenen Kräfte zu erfassen, die die Rechtsordnungen und die Formulare der<br />

Urkunden hervorgebracht hatten. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />

verfeinerte sich die Geschichtsschreibung dahingehend, daß die Historiker in ihren<br />

Arbeiten einen Komplex nicht mehr bloß erzählend darstellten, sondern bestrebt<br />

waren, ihn in ein System zu integrieren, so daß die überzogene Betrachtung der<br />

Singularität von Ereignissen dem Versuch wich, begriffliche Systeme zu erstellen,<br />

die wiederkehrende Ideen innerhalb der Vergangenheit benannten und so einer<br />

philosophischen Geschichtsschreibung den Weg ebneten, die durch die begriffliche<br />

Behandlung eines geschichtlichen Komplexes diesen zu einem System erhob.<br />

Paradigmatisch kann hier Gatterers Ideal eines „nexus rerum universalis“ genannt<br />

werden, mit dem er von der Existenz einer Historie - der Universalhistorie - ausgeht<br />

und seine Vorstellung des allgemeinen Zusammenhanges der Dinge in der Welt<br />

formuliert 16 .<br />

Auch wenn sich in Gadebuschs Werken keine dezidiert geschichtstheoretischen<br />

Überlegungen entdecken lassen, so ist nicht zu leugnen, daß er sich mit dem Verfahren<br />

der pragmatischen Geschichtsschreibung auseinandergesetzt hat. Es finden sich<br />

Hinweise auf Schriften des Reichspublizisten Pütter, dessen pragmatische Reichshi-<br />

14 Vgl. R. Vierhaus, <strong>Historische</strong>s Interesse, S. 271.<br />

15 Vgl. G. Iggers, The German conception, S. 29: „The scholars [...] accumulated data with insufficient<br />

attention to the continuity and development of institution.“<br />

16 J. Chr. Gatterer, Vom historischen Plan und der darauf sich gründenden Zusammenfügung der<br />

Erzählung. Allgemeine <strong>Historische</strong> Bibliothek, Bd. 1, 1767, S. 85.

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