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Ohne sich unmittelbar als Verfasser der ‘Anmerkungen und Zweifel’ zu erkennen zu<br />

geben, bezieht Hupel Stellung zu Gadebuschs Vorwürfen und spricht ihm<br />

philosophisches Wissen ab, gesteht ihm aber immerhin mehr Geschick zu als dem<br />

sächsischen Pastor G. F. Oesfeld, der 1777 seine Thesen für die Annahme einer<br />

einfachen Seele in einer Synthese populärpsychologischer Argumente mit<br />

christlichen Dogmen wie der Erbsünde und der Unsterblichkeit dargelegt hatte 60 .<br />

Mit dem gleichen Mißtrauen, mit dem Gadebusch dem Rezensenten der<br />

‘Abhandlung’ nicht genannte Vorbehalte dem Werk gegenüber unterstellte, vermutet<br />

Hupel, Gadebusch wolle ihm „etwas anhängen“ 61 . Gadebusch ließ Hupels<br />

Rezension der ‘Bibliothek’ nicht unkommentiert und weist im Vorwort der<br />

‘Jahrbücher’ auf die „nichtswürdige Recension“ hin, „welche Aufruhr,<br />

Leichtfertigkeit, Grobheit, Unbesonnenheit, Skurrilität und Unerheblichkeit“ 62<br />

ausdrücke. Kommentiert wird sie mit einem Zitat einer gereimten Fabel von G.A.<br />

Bürger:<br />

„Eben hatte ich Bürgers Fabel: der Hund aus der Pfenningschenke, gelesen, welche<br />

sich also schließt:<br />

Dies Fabelchen führt Gold im Munde / weicht aus, dem Recensentenhunde!“ 63<br />

Bürger stellt in seiner Fabel einen besonnenen und einen unbesonnenen Wanderer<br />

gegenüber, die beide auf ihren Wegen dem angriffslustigen Hund „Kliffklaff“ begegnen.<br />

Der erste Wanderer läßt sich von dem wilden Gebaren des Hundes nicht beeindrucken<br />

und zieht weiter, ohne ihn zu beachten, der zweite - ein verwegener und<br />

stolzer Herr „Krauskopf“ - kommt bereits mit Rohr und Degen versehen des Weges,<br />

sieht sich von den Angriffen des Hundes schwer beleidigt und versucht, sich mit<br />

Steinwürfen und Prügeln zu verteidigen. Der Hund wird hierdurch immer gereizter<br />

und beißt ihn schließlich ins Bein, das Lärmen bewirkt, daß eine Menge<br />

Schaulustiger herbeikommt und sich an dem Kampf erfreut. Der Herr „Krauskopf“<br />

60 G.F. Oesfeld [auch: Wesfeld], Die Lehren von der Immaterialität, Freyheit und Unsterblichkeit der<br />

menschlichen Seele, erwiesen und wider die neuesten Einwürfe vertheidiget, Chemnitz 1777.<br />

61 Rez. ‘Livländische Bibliothek’, S. 1636.<br />

62 Gadebusch, Jahrbücher I2, [nach S. 670].<br />

63 Gadebusch, ebd.; es wird Bezug genommen auf G.A. Bürgers Fabel ‘Der Hund aus der Pfennigschenke’,<br />

die im März 1776 im Deutschen Museum, S. 279f. erschienen war, in der Bürger die Verbindung<br />

Hund - Rezensent über das Verb „kläffen“ im Sinne von schwatzen und verleumderisch<br />

reden herstellt, die auch Goethe in einem Gedicht von 1774 verwendet; vgl. G.A. Bürger, Sämtliche<br />

Werke, hg. von G. u. H. Häntzschel, München 1987, S. 298f.; vgl. J.W. von Goethe, ‘Da hatt ich<br />

einen Kerl zu Gast’ [Rezensent]. In: Goethes Werke, Bd.1, Gedichte und Epen hg. v. E. Trunz<br />

[Hamburger Ausgabe in 14 Bänden], München 1982, S. 62.

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