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Download - Baltische Historische Kommission

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103<br />

In den ‘Jahrbücher[n]’ ist Gadebusch bestrebt, „in die livländische Geschichte weiter<br />

einzudringen, als unsere einheimischen Geschichtschreiber gethan haben, oder thun<br />

können.“ 89 Ihm kommt es darauf an, sich von einer rein rhetorisch orientierten<br />

Historie durch eine neue Konzeption der Historie als Wissenschaft abzusetzen.<br />

Vorrangig geworden sind erkenntniskritische und logische Probleme, die Fragen des<br />

schriftlichen Vortrages erhalten zwar ebenfalls Bedeutsamkeit, werden aber niemals<br />

vorherrschend.<br />

4.7.) Themen<br />

4.7.1.) Die russische Vorgeschichte<br />

Abweichend von den älteren livländischen Chroniken beginnt Gadebusch seine<br />

‘Jahrbücher’ „zum besseren Verstande der folgenden Geschichten“ 90 mit einer<br />

Schilderung der Geschichte der Kiever Ruś, dem Tod des Großfürsten Vladimir des<br />

Heiligen 1015 und der Aufteilung der Macht unter seinen Söhnen, die sich nach<br />

verschiedenen Bruderzwisten auf den Fürsten Jaroslav von Novgorod konzentriert.<br />

Dieser zog 1030 gegen die am Peipussee lebenden Ĉuden, einen estnischen Stamm<br />

91 , besiegte sie und gründete weiter westlich eine Stadt, die er nach seinem christlichbyzantinischen<br />

Taufnamen Jurij (Georg) Juřev nannte, aus der sich Dorpat<br />

entwickelte. Der Streit um die Herrschaft über die Kiever Ruś setzte sich in den<br />

folgenden Generationen fort, eine Festlegung der Machtbereiche seiner Söhne durch<br />

den Großfürsten Jaroslav konnte weitere Kämpfe nicht verhindern. Unberücksichtigt<br />

in den Teilungsplänen blieb das Fürstentum Polock, das von Nachkommen eines<br />

Jaroslav-Bruders regiert wurde. Jaroslav wird in den ‘Jahrbücher[n]’ als christlicher<br />

Herrscher und Wegbereiter des Christentums und der Wissenschaften ausführlich<br />

geschildert, der G.F. Müller zufolge angeblich 1019 der Stadt Novgorod ihre ersten<br />

Gesetze gab, „ein merkwürdiger Rest der damaligen Zeiten, welcher mit dem, was<br />

bey anderen Völkern im Norden gebräuchlich gewesen, ziemlich übereinstimmet.“ 92<br />

Die Formulierung ist nahezu wörtlich aus Müllers ‘Sammlung’ übernommen, der die<br />

89 Gadebusch, Jahrbücher I1, unpaginiertes Vorwort [4. S.].<br />

90 Gadebusch, Jahrbücher I1, S. 2.<br />

91 Verschiedene ethnographische Thesen des 18. Jahrhunderts zu den Èuden vgl. [L. Trefurt], Von<br />

den Tschuden. In: Gadebusch, Versuche, Bd. 1, St. 5, Riga 1783 [gesonderte Zählung, S. 1-28], T. 2<br />

in: Bd. 2, Riga 1785, St. 2, S. 89-122.

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