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Download - Baltische Historische Kommission

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lung an der Ostsee werden die Chroniken von einer nationalen schwedischen Sicht<br />

beherrscht, die meisten geben sich dezidiert pro-schwedisch. Gadebusch und J.G.<br />

Arndt kritisieren an diesen Chroniken die fehlende Wissenschaftlichkeit, die<br />

überwiegende Zahl sei nicht für die „gelehrte Welt“, sondern zum Zeitvertreib von<br />

Autor und Leser verfaßt worden 72 . Häufig herangezogen für die Schilderung der<br />

Christianisierung Livlands wird die um 1600 entstandene Chronik des Sekretärs der<br />

estländischen Ritterschaft Moritz Brandis, die bis zur Vereinigung des<br />

Schwertbrüderordens mit dem Deutschen Orden reicht 73 . Brandis, von 1580 bis<br />

1593 in Diensten Elert Kruses, verstand sich nicht als Geschichtsschreiber, sondern<br />

als Materialsammler, dessen leitendes Thema die Christianisierung der Heiden als<br />

Kampf zwischen Gott und Teufel war. Gadebusch besaß die Chronik in<br />

verschiedenen Abschriften, weiß wenig über die Person des Autors und beklagt, daß<br />

dieser immer wieder versäume, die Quellen für seine Darstellung anzugeben.<br />

Negativ bewertet Gadebusch das Werk des Dorpater Professors F. Menius, der das<br />

menschliche Leben als Komödie darstellt, „in welcher gutes und böses auff den täglichen<br />

Schauplatz geführet wird.“ 74 Menius ist der Überzeugung, daß im Verlaufe der<br />

Geschichte bestimmte Ereignisse stets wiederkehren und sich lediglich Personen,<br />

Zeit und Umstände ändern. Die Frage nach Belegen weist er für sein Werk als<br />

„unnötige“ zurück und beruft sich pauschal auf besonders glaubwürdige Zeugen.<br />

Sein ‘Prodromus’ ist stark rechtshistorisch orientiert und sammelt viele<br />

Verordnungen, so daß Gadebusch trotz seiner Vorbehalte immer wieder auf dieses<br />

Werk zurückgreift. Er kritisiert, es sei „mit lächerlichen und unerwarteten Stellen<br />

und Histörchen angefüllet“ und beklagt den ungelenken Stil des Verfasser 75 .<br />

Die wichtigsten und umfassendsten Chroniken des 17. Jahrhunderts, die Gadebusch<br />

bevorzugt auswertet, sind die ‘Ehst-, Lyf- und Lettlaendische Geschichte’ Thomas<br />

Hiärnes und Christian Kelchs ‘Liefländische Historia’. Hiärne, 1638 im<br />

ingermanländischen Nyen geboren, läßt die sieben Bücher seiner in den 60er und<br />

70er Jahren des 17. Jahrhunderts verfaßte Chronik auf reichem Quellenmaterial<br />

72 Vgl. J.G. Arndt, Der liefländischen Chronik Andrer Theil, unpaginiertes Vorwort [4. S.].<br />

73 M. Brandis, Chronik, oder älteste Livländische Geschichte und Collectanea, oder die Ritter-Rechte<br />

des Fürstentum Ehsten [MLA, Bd. 3], Riga und Leipzig 1840-1842.<br />

74 F. Menius, <strong>Historische</strong>r Prodromus des Lieffländischen Rechtens und Regiments. Von Anfang der<br />

Provinz Erfindunge / Biß auff Ihr Königl. Majest. von Schweden Gustav Magni Todt. Aus Wahrhafften<br />

und Glaubwürdigen Actis und Actitatis verfertiget und zusammengebracht, Dorpat 1633, Vorwort,<br />

1. S.<br />

75 Vgl. Gadebusch, Abhandlung, § 90, S. 102.

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