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Download - Baltische Historische Kommission

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als gegeben erachtet wurden und die sich aus den historischen Voraussetzungen,<br />

politischen, gesellschaftlichen, sprachlichen und konfessionellen Unterschieden<br />

ergeben konnten 19 . In den Lebensläufen vorbildhafter Personen werden die wichtigsten<br />

Elemente des Konzeptes einer regionalen Identität - verfassungspolitische,<br />

konfessionelle, sprachliche und ethnische - geschickt in den Kontext eingebunden.<br />

Das konfessionelle Element - besonders bei dem protestantischen Kirchenwesen<br />

programmatisch gleichgesetzt mit Deutschsprachigkeit - spielt in dem Paragraphen<br />

zum Wittenberger Theologen Johannes Briesmann die beherrschende Rolle, der -<br />

zeitlich begrenzt - Riga zu seiner „Vaterstadt“ wählte 20 . 1488 in Cottbus geboren,<br />

verließ er den Franziskanerorden und ging als Professor der Theologie nach<br />

Wittenberg, wo er unter Luthers Einfluß geriet. Auf dessen Veranlassung ging er<br />

nach Preußen und trieb in Königsberg die Reformation im Ordensland voran. 1527<br />

kam er nach Riga, um dort den Bruder Albrechts von Brandenburg - Wilhelm - im<br />

Amt des Koadjutors gegen den der Reformation feindlich gesinnten Erzbischof<br />

Thomas Schöning zu unterstützen. Da Gadebusch diese Gründe für Briesmanns<br />

Aufenthalt in Riga nicht klar waren, versuchte er vergeblich, aus den Chroniken von<br />

Russow, Nyenstedt und Hiärne Aufschluß zu bekommen, mußte jedoch feststellen,<br />

daß Briesmanns Wirken und die Zeit der Reformation in den genannten Werken<br />

nicht ausreichend behandelt werden. Lediglich C. Kelch erwähnt im Zusammenhang<br />

mit dem Streit um die Herrschaft über Riga zwischen Erzbischof und Ordensmeister<br />

die Anwesenheit Briesmanns in der Stadt, der von dieser als Vertreter bestimmt<br />

wurde und dafür sorgen sollte, daß sie bei der evangelischen Lehre geschützt würde<br />

21 . Einige Ergänzungen fand Gadebusch bei J.G. Arndt 22 , C.L. Tetsch 23 , der<br />

Briesmanns 1530 in Riga gedruckte - Gadebusch unbekannte - Kirchenordnung<br />

erwähnt und in drei in den ‘Acta Borussica’ gedruckten Briefen Luthers. Nach der<br />

Beschreibung des weiteren Lebensganges Briesmanns in Preußen erwähnt<br />

Gadebusch eine in Livland ansässige Familie „Ludwig genannt Briesemann“ (S.<br />

124) und mutmaßt über deren Verwandtschaft mit dem Theologen, obwohl die<br />

Wappen nicht übereinstimmen. Der Bedeutung entsprechend, die Gadebusch der<br />

19 Hierbei muß festgehalten werden, daß in der sprachlich, sozial und ethnisch uneinheitlichen<br />

livländischen Gesellschaft natürlich nicht alle Gruppen in das Konzept einer regionalen Identität<br />

integriert waren und Gadebuschs Vorstellung von der Rolle der Esten und Letten vollkommen unbestimmt<br />

ist.<br />

20 Vgl. Gadebusch, Bibliothek, Bd. 1, S. 118-127.<br />

21 Vgl. C. Kelch, Liefländische Historia, S. 177.<br />

22 Vgl. J.G. Arndt, Der Liefländischen Chronik Andrer Theil, S. 196 u. 351.<br />

23 Vgl. C.L. Tetsch, Kurländische Kirchengeschichte, T. III, S. 212f.

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