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Download - Baltische Historische Kommission

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ergeben sich weniger aus dem Sammeln von Daten zur Landesgeschichte als aus<br />

Gadebuschs mangelndem Vermögen, Material und Wissen zweckgerichtet zu<br />

organisieren und darzustellen. Besonders die modernste der historischen Methoden<br />

seiner Zeit, die an der Universität Göttingen gepflegte Statistik - verstanden als<br />

Staatenkunde -, die systematisch alle erreichbaren Daten des Bevölkerungs- und<br />

Wirtschaftsbestandes auflistete, um als Beschreibung von Gegenwartszuständen und<br />

auch als geschichtliche Darstellung in Vergleichen zu gesicherten Aussagen über<br />

politische Gegebenheiten zu gelangen und die gegen geheime Kabinettspolitik<br />

gerichtet war, blieb Gadebusch fremd. Er führt in den letzten Bänden der<br />

‘Jahrbücher’ immer wieder Daten über Naturalienpreise aus den Jahren 1710 bis<br />

1761 an, ohne sie in einer Systematik zur Übereinstimmung zu bringen.<br />

Die Bedeutung der Geographie als Hilfswissenschaft für die Geschichte ist<br />

Gadebusch bewußt, er kommt in der Bestimmung der in der Literatur vorgefundenen<br />

Ortsnamen allerdings nicht immer zu befriedigenden Ergebnissen. Einige Fragen<br />

beschäftigen ihn in mehreren Werken, wie z.B. die Frage, an welchem Ort der<br />

livländische Erzbischof Johann VII. 1526 gestorben sei. Aus der herangezogenen<br />

Literatur - besonders aus Arndts Chronik - ist Gadebusch die „Sage“ bekannt, nach<br />

der dieser eine Reise an den Hof Kaiser Karls V. in Madrid unternommen hatte, auf<br />

der er „vier Meilen von Placenz oder zwo Tagesreisen von Madrit“ 33 verstarb. Aus<br />

den Chroniken von Chyträus und Kelch erfuhr er, daß der Erzbischof den Kaiser um<br />

Unterstützung gegen den livländischen Orden und die Stadt Riga bitten wollte,<br />

bereits unweit der livländischen Landesgrenze erkrankte und in „Polotsko“ verstarb.<br />

Andere Quellen nennen den Ort „Poletruo“ 34 . Unter Hinzuziehung einiger Urkunden<br />

versucht Gadebusch sowohl in der 1777 erschienenen ‘Bibliothek’ als auch in den<br />

‘Jahrbücher[n]’ Ziel und Reiseroute des Erzbischofs nachzuzeichnen und kommt so<br />

zu von der Literatur abweichenden Erkenntnissen, die er in seiner verlorenen<br />

fünfbändigen ‘Geschichte des Stiftes und der Stadt Dorpat’ erneut dargelegt haben<br />

muß. Demnach wollte der Erzbischof nicht den Schutz des Kaisers erbitten, sondern<br />

sich mit seinem Ansinnen an den polnischen König wenden. Der Ort, an dem er<br />

verstarb, müsse daher „Ploczk“ in Masuren sein. Ein weiterer Ort, der Gadebusch<br />

anderen Teile findet sich keine Anmerkung.<br />

33 Gadebusch, Jahrbücher I2, § 120, S. 327; gemeint ist Placencia, südwestlich von San Sebastian,<br />

vgl. Ritter’s Geographisch-Statistisches Lexikon, Ndr. der sechsten Ausgabe Leipzig, Essen 1983, S.<br />

1198.<br />

34 C.L. Tetsch, Kurländische Kirchengeschichte, T. 1, Königsberg und Leipzig 1767, S. 76.

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