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Download - Baltische Historische Kommission

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die Auflistung seiner Schriften und einen Abriß der Biographie qualifiziert er diesen<br />

als zu eitel ab:<br />

„eingebildete Schriftsteller nehmen eigene Gedanken und eine besonders seltsame<br />

Schreibart an. Unter allen diesen Schriftstellern ist Hobbes der stolzeste Sonderling,<br />

sowohl in seinem Wortschatze als in seinen Gedanken. Die Beschreibung die er von<br />

der Vernunft gibt, ist ein ausnehmender Beweis dieses Urtheils.“ 9<br />

Ein weiterer Antrieb des achtzehnten Jahrhunderts, sich mit historischen Fragen zu<br />

beschäftigen, rührte aus dem Wunsch nach einer engen Verbindung von Vergangenheit<br />

und Gegenwart her, um so das Gewordensein des eigenen Staates, der Region zu<br />

verstehen. Durch das neu erwachte Interesse an gezielter politischer Information und<br />

das Engagement für öffentliche Angelegenheiten, erhielt die Geschichte einen neuen<br />

Stellenwert. Mit historischer Aufklärung konnte man einen Beitrag zur Kritik an<br />

überkommenen Autoritäten und Herrschaftsformen leisten, die bis zu diesem Zeitpunkt<br />

ihre Berechtigung aus dem Verweis auf die Tradition hergeleitet hatten. Man<br />

erfuhr aus der Geschichte „nützliches Wissen für außen- und innenpolitisch kluges<br />

Verhalten, für die Begründung oder Verteidigung von Rechtsansprüchen“ 10 ; Geschichte<br />

sollte dem Leben dienen, indem sie praktisch-ethisches Wissen bereitstellte,<br />

das den gegenwärtigen Zustand einer Gesellschaft transzendieren konnte. Das<br />

aufklärerische Verständnis von Geschichte bediente sich dabei der Vorstellung einer<br />

wachsenden Vernunft im Laufe der Epochen, die im eigenen Zeitalter kulminierte.<br />

Man erkannte ferner die „pädagogischen“ Möglichkeiten, die sich aus der<br />

Bearbeitung der Historie ergeben. In diesem Verständnis fielen der<br />

Geschichtsschreibung zwei Aufgaben zu: auf der einen Seite konnten geschickt<br />

ausgewählte Beispiele der Vergangenheit den Zeitgenossen gleichsam als Vorbilder<br />

für sittliches Handeln dienen, auf der anderen Seite ließ sich mit ihnen der Verstand<br />

belehren 11 . Die Festlegung des historisch Lernbaren auf den Bereich der Moral war<br />

eine wichtige Tendenz aufklärerischer Geschichtsschreibung, kann aber nicht als<br />

allgemein repräsentativ angesehen werde. Das Studium der Vergangenheit ist im 18.<br />

Jahrhundert eine Möglichkeit, das Denken und das Vermögen zur Unterscheidung<br />

9 Vgl. Gadebusch, Observationes IX, S. 53-56d.<br />

10 R. Vierhaus, <strong>Historische</strong>s Interesse im 18. Jahrhundert. In: Aufklärung und Geschichte. Studien zur<br />

deutschen Geschichtswissenschaft im 18. Jahrhundert, hg. v. H. E. Bödeker [Veröffentlichungen des<br />

Max-Planck-Institus für Geschichte, 81], Göttingen 1986, S. 266.<br />

11 Vgl. A. Kraus, Die Geschichtswissenschaft an den deutschen Akademien, S. 243; hier wird Ciceros<br />

Topos der „historia magistra vitae“ auf moralische Belange und als eine spezifische Auszeichnung der<br />

Geschichte bestimmt, bei Cicero wird er ebenso auf das Gebiet der Philosophie bezogen, vgl. M.T.

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