02.11.2013 Aufrufe

Download - Baltische Historische Kommission

Download - Baltische Historische Kommission

Download - Baltische Historische Kommission

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

314<br />

Der Wert der Quellen kann nach Gadebuschs Meinung nicht hoch genug angesetzt<br />

werden. Wie bereits dargelegt, versteht er die Geschichte als eine mit den Augen der<br />

Quelle zu betrachtende Welt, vermeint, Geschichtskenntnis direkt aus der Quelle entnehmen<br />

zu können, und integriert diese unvermittelt in seine Darstellung, ohne ihren<br />

Stellenwert oder ihre Repräsentativität zu untersuchen. Die Quellenauswahl erfolgt -<br />

nach heutigen Gesichtspunkten - häufig eher willkürlich als bewußt, Kriterium ist die<br />

Zugänglichkeit des Materials. Quellen, die weniger leicht zu zugänglich sind, läßt<br />

Gadebusch vollständig abdrucken, um so eine Grundlage für die nachfolgenden<br />

Historiker zu schaffen, was ihm in wissenschaftlichen Rezensionen den Vorwurf<br />

einbrachte, er verfahre rein kompilatorisch. Grundgebot der historischen Arbeit ist<br />

das möglichst vollständige Sammeln aller erreichbaren Dokumente, wobei alle<br />

Überlieferungsstränge als gleichwertig angesehen werden. Echtheitsentscheidungen<br />

lehnt Gadebusch ohne Einsicht in die Originale in Archiven oder zumindestens in<br />

„beglaubte Kopien“ ab und kann so zu Fragen der Provenienz und Authentizität<br />

seiner Quellen häufig nur vorsichtig Stellung nehmen. Da ihm die finanziellen Mittel<br />

fehlten, Reisen ausschließlich für seine historischen Forschungen zu unternehmen,<br />

war er vielfach auf Abschriften angewiesen, die er von Zeitgenossen erhielt. In der<br />

Zueignung der ‘Jahrbücher’ begründet Gadebusch, warum er das Anführen von<br />

Quellen und deren Belegen für historische Darstellungen fordert. Es leiste einerseits<br />

einen Beitrag zur Erziehung der Menschheit, indem der Leser sich von den<br />

historischen Werken nicht nur unterhalten lasse und dem Berichteten bedingungslos<br />

Glauben schenke, sondern - im Sinne der Kantschen Forderungen - mit seinem<br />

eigenen Verstand das Geschilderte nachvollziehen und überprüfen kann und<br />

andererseits diene es der Wegbereitung der historischen Wissenschaft, damit<br />

zukünftige Historiker alle bekannten Quellen vor Augen haben und so ohne weiteres<br />

Suchen auf der geleisteten Forschung aufbauen können.<br />

Als ein im Umgang mit den Quellen vorbildhafter Forscher erscheint der Piarist und<br />

Historiker M. Dogiel, der den ursprünglich achtbändigen ‘Codex diplomaticus Regni<br />

Poloniae’ herausgegeben hatte, dessen fünften Band Gadebusch intensiv als Quellencorpus<br />

zur livländischen Landesgeschichte nutzt:<br />

„Als er aber Gelegenheit bekam die Archive zu sehen, und seine gesammelten Abschriften<br />

mit den Originälen oder mit bewährten Kopeyen zu vergleichen, befand er,<br />

an was für fehlerhafte Abschriften er gerathen war. Derowegen entschloß er sich, in<br />

seine Sammlung nichts einzutragen, was nicht mit dem Originälen oder beglaubten

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!