02.11.2013 Aufrufe

Download - Baltische Historische Kommission

Download - Baltische Historische Kommission

Download - Baltische Historische Kommission

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

158<br />

bestimmten Tagen des Jahres - vorzugsweise bei der Bekanntgabe vom Ausgang der<br />

Ratswahlen - öffentlich verlesen wurden.<br />

Seit Mitte des 14. Jahrhunderts kann Gadebusch Städtetage nachweisen, die Kaufmannsgilden<br />

gewannen zu dieser Zeit neben dem Rat Mitspracherecht in<br />

Stadtangelegenheiten. Das Stadtregiment wurde vom Rat ausgeübt, der seine<br />

Legitimation aus einem genossenschaftlichen Gemeindegedanken - dem Kernstück<br />

spätmittelalterlicher Stadtverfassungen - herleitete. Die Quellen, die Gadebusch für<br />

seine Stadtgeschichte heranzieht, bieten ihm assoziative Sammlungen von<br />

Rechtssätzen aus verschiedenen Bereichen: der Gerichtsverfassung, der Beweise,<br />

Strafen und Verfahren, selten die eigentliche Verfassung, so daß eine<br />

ausdifferenzierte städtische Rechtsordnung mühsam rekonstruiert werden muß. Die<br />

Betrachtung der Privilegien zeigt eine zuerst in den Städten entwickelte und später<br />

von dem livländischen Landesstaat übernommene Rechtsstruktur, deren Verfassung<br />

auf der Grundlage von objektiv umschriebenen, nach Eignung besetzten Ämtern<br />

anstelle von personalen Rechten und Abhängigkeiten beruht. Die Stadt Dorpat wird<br />

in den ‘Jahrbücher[n]’ von der rechtlichen Seite her durch folgende Elemente<br />

gekennzeichnet: die städtische Freiheit, den städtischen Frieden, Stadtrechte undverfassungen<br />

auf Basis einer gemeindlichen Grundlage mit einem sich<br />

differenzierenden Ämterwesen; das Leben in der Stadt erscheint bei Gadebusch<br />

streng reglementiert.<br />

4.8.4.) Die Stadtverwaltung: Rat und Gilden<br />

Die Dorpater Bürger waren in drei Gilden organisiert: die Kaufmänner bildeten die<br />

Große Gilde (Mariengilde), die Handwerker die Kleine Gilde (Antonigilde),<br />

unverheiratete Kaufgesellen waren in der Gruppe der Schwarzhäupter<br />

zusammengeschlossen, über die sehr wenige Quellen vorliegen. Kleine und Große<br />

Gilde hatten eine übereinstimmende organisatorische Binnengliederung: eine auf<br />

Lebenszeit gewählte Führungsgruppe - die sogenannten Ältermänner -, ein<br />

bevorrechtigtes Seniorengremium - die Ältestenbank - und die Gruppe der einfachen<br />

Mitglieder. Gadebusch unterscheidet nicht konsequent zwischen den Begriffen<br />

Gilde, Zunft und dem in Livland gebräuchlichen Terminus Amt, überwiegend<br />

verwendet er sowohl für die Kaufmannschaft als auch für die Handwerker den<br />

Begriff der Gilde. Während der Herrschaft des Livländischen Ordens waren die<br />

Dorpater Gilden im wesentlichen gesellschaftliche Organisationen, erst allmählich

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!