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140<br />

mit Lübeck führte 183 . Gadebusch knüpft bei der Suche nach einer Begründung für die<br />

Schließung des Novgoroder Kontors und die Festnahme von 50 hansischen<br />

Kaufleuten an die - in der Geschichtsschreibung noch bis ins 19. Jahrhundert<br />

verbreitete - These an, Moskau sei durch sein Bündnis mit dem dänischen König, der<br />

der Hanse feindlich gegenüber stand, hierzu verpflichtet gewesen 184 , der Vertrag<br />

enthält jedoch keine derartigen Bestimmungen 185 . Weitere mögliche Gründe sieht er<br />

in der von B. Russow überlieferten Bestrafung eines Russen in Reval, der wegen<br />

Falschmünzerei durch Sieden hingerichtet worden war, ein anderer wurde wegen<br />

Unzucht mit einer Stute verbrannt. Für Gadebusch ist dieses Vorgehen „den<br />

revalischen Gesetzen gemäß und konnte den Großfürsten nicht entrüsten.“ 186 und<br />

wird als „geringerer Umstand“ bewertet. Nicht erwähnt in den ‘Jahrbücher[n]’ wird<br />

ein Angriff lübischer Schiffe auf Reval 1559.<br />

Das Ende des Bundes sah Gadebusch bereits 1494 in der Schließung des Novgoroder<br />

Kontors durch den Moskauer Großfürsten Ivan III. angedeutet, 1604 wurde zwar<br />

eine Erneuerung beschlossen, 1630 „ging der große hansische Bund zu Ende.<br />

Seltsam genug.“ 187 , obwohl noch im Jahr zuvor Goslar, Hannover und Einbeck um<br />

Wiederaufnahme in den Bund gebeten hatten. Gadebusch ist bemüht, den Gründen<br />

des Verfalls nachzuforschen und findet sie im finanziellen Bereich, der durch die<br />

Hilfszahlung an von außen bedrohte Städte arg strapaziert worden war. Die meisten<br />

Städte erklärten, sie würden weitere Hansetagfahrten nicht mehr besuchen; Lübeck,<br />

Bremen und Hamburg schlossen daraufhin ein neues Bündnis.<br />

Der Bereich der Hansegeschichte dient Gadebusch als eindrücklichstes historisches<br />

Vorbild für juristische Initiativen und als Bezugspunkt städtischer Tugenden und<br />

Solidaritätsbekundungen. Um einen ähnlich hohen Wohlstand wie in hansischen<br />

Zeiten zu erlangen, müsse der Handel Livlands staatlich geschützt werden. Direkte<br />

Verbindungen zu den Patriotischen Gesellschaften des 18. Jahrhunderts, deren<br />

bevorzugtes Entstehen in den Hansestädten von der Literatur vereinzelt betont wird,<br />

läßt sich in den ‘Jahrbücher[n]’ nicht nachweisen 188 , doch wird deutlich, daß dem<br />

Aufgehen der Saisonkaufleute in einer Gruppe ortsansässiger Bürger, die in den<br />

183 Gadebusch, Jahrbücher I2, § 148, S. 418.<br />

184 Vgl. Gadebusch, Jahrbücher I2, § 91, S. 247.<br />

185 Vgl. LUB, Bd. 2.1, Nr. LXXXIII, S. 62f.; Hanserecesse III 3, 336 Anm. 1.<br />

186 Gadebusch, Jahrbücher I2, § 91, S. 248f.<br />

187 Gadebusch, Jahrbücher III1, § 10 S. 15.<br />

188 Vgl. R. Postel, Treuhänder und Erben: Das Nachleben der Hanse. In: J. Bracker (Hg.), Die Hanse.<br />

Lebenswirklichkeit und Mythos. Textband zur Hamburger Hanse-Ausstellung von 1989, Lübeck<br />

2 1998, S. 882f.

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