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9.3.2.) Das Interesse an den Naturwissenschaften und Einflüsse der Physikotheologie 375<br />

Auch ohne eindeutige Belege kann behauptet werden, daß Gadebusch durch seine<br />

Schulzeit an dem Hamburger Akademischen Gymnasium und die weite Verbreitung<br />

physikotheologischer Literatur einigermaßen vertraut mit dem Gedankengut der Physikotheologie<br />

war.<br />

Die Physikotheologen versuchten, in ihren Schriften zu verhindern, daß die<br />

Naturwissenschaft der Theologie entglitt und integrierten die neuen Ergebnisse der<br />

Kausalmechanik in die Lehre von der göttlichen Vorsehung 21 . Dabei werden keine<br />

Nachweise für einen unmittelbar gegenwärtigen, sondern nur für den vernünftig<br />

planenden Gott am Anfang der Schöpfung geführt. Physikotheologische Gedanken,<br />

deren theologische und philosophische Prinzipien für das Verständnis der Pflege und<br />

Ausarbeitung der Naturwissenschaften des 18. Jahrhunderts von großer Bedeutung<br />

waren, gaben Gadebusch Impulse für ein verstärktes Interesse an den Erfindungen<br />

der Naturwissenschaften, das sich in Nachrichten über naturwissenschaftliche und<br />

technische Entwicklungen niederschlägt. So weist er auf das Phänomen der<br />

„Elektrizität“ - bezogen auf die Entdeckung E.J. von Kleists, daß man Elektrizität<br />

mittels Reibung einfangen, durch eine Reihe von Gegenständen weiterleiten und in<br />

einer Flasche speichern kann, später „Leydener Flasche“ genannt - und die<br />

Tätigkeiten des „Märterers der Electricität“ Georg Wilhelm Richmann hin 22 , der mit<br />

Blitzen experimentierte und durch einen Blitzschlag umkam. Skeptisch wird der<br />

Mesmerismus betrachtet, in dem Gadebusch einen Rückschritt in voraufklärerische<br />

Zeiten sah 23 . Weiterhin erwähnt er Versuche „Naturkündiger“, Trinkwasser durch<br />

Einfrieren aus Seewasser zu gewinnen 24 und beschreibt speziell in der ‘Sammlung<br />

aus der Gelehrtengeschichte’ verschiedene Erfindungen. Im technischen Bereich<br />

faszinieren ihn das Perpetuum mobile 25 und die G.F. Stender zugeschriebene<br />

„Waschmaschine“, die dieser jedoch nur „um ihres Nutzen willen dem Publiko<br />

20 Vgl. Gadebusch, Jahrbücher III2, § 27, S. 42; Diarium Europaeum: das ist tägliche Geschichts-<br />

Erzählung 13. Theil [...], was sich [...] in der Welt [...] begeben und zugetragen hat, Frankfurt 1666, S.<br />

208.<br />

21 Vgl. H. Graubner, Physikotheologie und Kinderphysik. Kants und Hamanns gemeinsamer Plan<br />

einer Physik für Kinder in der physikotheologischen Tradition des 18. Jahrhunderts. In: B. Gajek / A.<br />

Meier (Hg.); Johann Georg Hamann und die Krise der Aufklärung. Acta des fünften Internationalen<br />

Hamann-Kolloquiums in Münster i.W. [Regensburger Beiträge zur deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft,<br />

Reihe B / Untersuchungen, Bd. 46], Frankfurt am Main 1990, S. 117.<br />

22 Gadebusch, Bibliothek, Bd. 3, S. 24.<br />

23 „Wer es nur glauben will.“ vgl. Gadebusch, Fortsetzung meiner Sammlungen aus der Gelehrtengeschichte,<br />

Zweyter Theil (Ms.), 20. S.<br />

24 Vgl. Gadebusch, Jahrbücher III2, § 185, S. 380.<br />

25 Vgl. Supplementa ad observationes variae, T. 3, S. 215-218; Brief an Brotze vom 4.6. 1784, siehe<br />

Anhang, Nr. 3.

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