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Download - Baltische Historische Kommission

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Methodisierung der empirischen Geltungssicherung, Entrhetorisierung der<br />

Darstellungsformen und der Universalisierung historischer Identitäten. Mit diesen<br />

Stichworten sollen der Wandel in den historiographischen Darstellungsformen<br />

beschrieben und die Merkmale benannt werden, die im 18. Jahrhundert an die Stelle<br />

der annalistischen Geschichtswerke traten.<br />

In der vorliegenden Arbeit soll noch ein Schritt weiter gegangen werden, indem zeitgebundene<br />

Ausdrucksformen wissenschaftlichen Selbstverständnisses aus ihrer Verwendung<br />

für die Kennzeichnung von Epochen der Wissenschaftsgeschichte gelöst<br />

werden und das Verhältnis von zeitgebundenen und an die Person gebundenen Ausdrucksformen<br />

eines wissenschaftlichen Selbstverständnisses neu bestimmt werden.<br />

Einen Ausgangspunkt bildet die Frage, welche Verbindung zwischen Wissenschaft<br />

und Lebenswelt in den Werken eines Juristen und Historikers in Livland in der zweiten<br />

Hälfte des 18. Jahrhunderts sichtbar wird und wie seine Geschichtsschreibung<br />

ohne Aufgabe fachwissenschaftlicher kritischer Methoden einen positiven<br />

Weltbezug formulieren kann, um Aufgaben und Funktionen historischen Denkens in<br />

der gesellschaftlichen Praxis zu bestimmen - von Rüsen mit dem Terminus der<br />

„Geschichtskultur“ zusammengefaßt 7 . Ein wesentliches Bindeglied an der<br />

Schnittstelle von Lebenswelt und Wissenschaft ist das Phänomen der Erinnerung.<br />

Verstanden im philosophischen Sinne meint der Begriff mehr als der psychologische<br />

Begriff des Gedächtnisses und schreibt der Historiographie eine im Verlauf der<br />

Arbeit zu bestimmende Funktion zu.<br />

Der Terminus der „Geschichtsschreibung“ - selten definiert, obwohl keineswegs unproblematisch,<br />

da er z.B. in der mittelalterlichen Geschichtswissenschaft nahezu bedeutungsgleich<br />

mit allen Trägern historischer Informationen ist, die narrativen Charakter<br />

haben - wird in dieser Arbeit auf eine Quellengruppe bezogen, deren Absicht<br />

es ist, als subjektive Bearbeitung des historischen Stoffes Geschichte zu erzählen und<br />

den Zeitgenossen der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einen Ort für die geistige<br />

Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten ihrer Region zu bieten. Untersucht<br />

werden landesgeschichtliche und personengeschichtliche Werke, die aus einem<br />

bestimmten Gegenwartsinteresse entstanden sind, sich von der personenbezogenen<br />

Geschichte der Dynastien gelöst haben und die historische Individualität eines<br />

7 Vgl. J. Rüsen, Geschichtskultur als Forschungsproblem. In: Geschichtskultur. Hg. v. K. Fröhlich /<br />

H.T. Grütter / J. Rüsen [Jahrbuch für Geschichtsdidaktik, Bd. 3], Pfaffenweiler 1992, S. 39: Geschichtskultur<br />

als „Fundamentalkategorie dafür, den Sitz des historischen Denkens im Leben zu<br />

bestimmen“.

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