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Download - Baltische Historische Kommission

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168<br />

Justizbürgermeisters J.J. Sahmen entzündet zu haben. Er hatte seit 1755 den Wunsch<br />

geäußert, einen zweiten Bürgermeister, einen Policey- und Kommerzbürgermeister,<br />

einzusetzen und damit einen Streit innerhalb des Rates ausgelöst. Die Ratsherren<br />

waren sich weder über den Wahlmodus noch über einen Kandidaten einig,<br />

schließlich standen nach mehreren Reskripten des Generalgouvernements vier<br />

Kandidaten zur Wahl. Sahmen bat 1757 um seine Entlassung vom Amt, erhielt diese<br />

jedoch erst 1764. Die Wahl des Policeybürgermeisters durch den Justizbürgermeister<br />

und drei Ratsherren (die beiden weiteren Ratsherren durften aufgrund ihrer<br />

Kandidatur für das Amt nicht mitwählen) erfolgte im April 1757 auf Geheiß des<br />

Generalgouvernements. Zusätzlich kam es in den folgenden Jahren zu<br />

Handgreiflichkeiten im Rat, 1764 protestierte der Maurer Georg Melk anläßlich des<br />

Besuchs der Zarin Katharina II. - sie war auf dem Rückweg ihrer Reise durch die<br />

russischen Ostseeprovinzen am 18. Juli in Dorpat eingetroffen 271 - mit einem<br />

Transparent gegen die körperliche Züchtigung eines ungehorsamen Bürgers durch<br />

den Rat 272 . Der Rat ließ Melk den Prozeß machen, hatte aber nicht verhindern<br />

können, daß die Zarin das Transparent las und mußte 1767 auf ihren Befehl den<br />

Prozeß niederschlagen. Aufgrund der unlösbaren Streitigkeiten wandte sich der Rat<br />

an den russischen Generalgouverneur G. von Browne mit der Bitte um Hilfe. Dieser<br />

verordnete eine <strong>Kommission</strong> zur Schlichtung, in die - neben dem Landrat Heinrich<br />

von Bruiningk, dem Hofgerichtsbeisitzer und ehemaligen Schüler Gadebuschs<br />

Caspar Heinrich von Rosenkampff und dem Landgerichtsbeisitzer Benedict von<br />

Helmersen - Gadebusch „[w]ider alle sein Vermuthen und zu seiner größten<br />

Beschwerde, ja zu seinem nicht geringen Schaden [..]“ 273 als Sekretär berufen<br />

wurde. Diese <strong>Kommission</strong> arbeitete vom 19. August 1764 bis zum 1. Oktober 1765<br />

und legte den sogenannten „Bürgervergleich“ vor, der - auf den Privilegien der<br />

schwedischen Königin Christina beruhend - Fragen der Verwaltung regelte und Rat<br />

und Bürger dazu aufforderte, in Frieden und zum Wohl der Stadt<br />

270 Gadebusch, Jahrbücher III2, § 162, S. 315.<br />

271 Vgl. H. Neuschäffer, Katharina II. und die baltischen Provinzen [Beiträge zur baltischen Geschichte,<br />

Bd. 2], S. 382.<br />

272 Vgl. G. von Rauch, Der Wiederaufbau der Stadt Dorpat, S. 486f. u. 490; den Text dieses sogenannten<br />

„Pasquils“ druckt J.I. Zmigrodkij, Gorod Jur’ev Liflandskoj gubernij i vysojsij manifest 14<br />

dekabrya 1766 goda, T. 1, S. 175, Anm. 3) ab: „Allergnädigste Kayserin: / Wir werfen uns zu Dero<br />

Füssen, / Um Huld und Gnade zu geniessen; / Denn unsers Rathes Richter-Würde, / Legt uns auf sehr<br />

grosse Bürde; / Uneinigkeit und Zank herrscht unter dessen Glieder, / Drum liegt Gerechtigkeit und<br />

Policey darnieder, / Dörpat“.<br />

273 Gadebusch, Bibliothek, Bd. 1, S. 384.

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