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Download - Baltische Historische Kommission

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10.3.2.) Das Inventarium von 1782<br />

Neben der rein rechtlichen Bestimmung, den zur Erbteilung zu bringenden<br />

Besitzstand namhaft zu machen, trägt die Veröffentlichung eines Besitzinventariums<br />

dazu bei, Ansehen und Einfluß Gadebuschs zu mehren. Die gesellschaftliche<br />

Stellung hing im Dorpat des 18. Jahrhunderts immer noch wesentlich von der<br />

Standeszugehörigkeit ab. Besitz, Bildung, individuelle Eigenschaften und<br />

Befähigungen, die zu einer differenzierteren Abstufung des Ansehens und Einflusses<br />

innerhalb eines Standes und über seine Grenzen hinaus führten, gewannen seit der<br />

Mitte des Jahrhunderts an Bedeutung. Für den Historiker, der ein derartiges Inventar<br />

untersucht, vergegenständlicht sich in ihm ein Stück eines Familiengedächtnisses<br />

und die Alltagsobjekte, die durch die Vererbung eine hohe Lebensdauer<br />

zugesprochen bekamen, werden zu Symbolen der Kontinuität zwischen den<br />

Generationen.<br />

Das Inventar von 1782 wurde von den beiden Dorpater Ratsherren Diedrich Schopf<br />

und Jacob Friedrich Teller sowie dem Sekretär des Rates J.G.A. Brückner unter Hinzuziehung<br />

eines Schlossers, Maurers, Zimmermanns und eines Tischlers - die jeweils<br />

einen Eid über die redliche Ausführung ihrer Arbeit leisten mußten - in dem<br />

Zeitraum vom 26. Februar bis zum 9. März angelegt. Es umfaßt eine Aufzählung der<br />

im Haus und in den Nebengebäuden vorgefundenen Gegenstände - einschließlich<br />

derjenigen des täglichen Gebrauchs - mit Angabe ihres geschätzten Zeitwertes,<br />

weiterhin den Immobilienbesitz und eine Aufstellung der aktiven und passiven<br />

Schulden. So kann es einen Eindruck von den Lebensumständen eines in der<br />

Verwaltung einer kleinen Stadt tätigen Beamten im ausgehenden 18. Jahrhundert<br />

vermitteln und Auskünfte über dessen Wohlstand geben.<br />

Gadebusch besaß neben seinem Wohnhaus auf einem käuflich erworbenen Grundstück<br />

in der Kleinen Gildestraße einen sogenannten „Kronsplatz“ - Grundbesitz, den<br />

er von der russischen Krone gepachtet hatte. Auf diesen beiden Grundstücken<br />

standen neben dem Wohnhaus eine Kleete - ein kleiner Heuschober - ein Wagenhaus<br />

und die Stallungen. In diesen befanden sich zwei Kühe, ein Kalb, zwei Pferde, eine<br />

Kutsche, ein offener Wagen und ein Rennschlitten. An Realien verzeichnet das<br />

Inventarium - untergliedert nach den Materialien - diverses Hausgerät, wie Kannen,<br />

Kessel, Pfannen, Töpfe, Geschirr und Besteckteile, getrennt in Alltags- und<br />

Repräsentationsgeschirr. Einen herausgehobenen Posten nimmt das Leinenzeug

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