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31<br />

storie 17 Gadebusch rezipiert hat, ebenso auf die Publikationen des Historikers K.R.<br />

Hausen, dessen ‘Versuch’ 18 er als „ungemein brauchbar“ für akademische Vorlesungen<br />

bezeichnet, sich dagegen ablehnend über die ‘Pragmatische Geschichte’ 19<br />

äußert: „Ist nicht so geworden, wie man gehoffet hatte“ und Mösers Osnabrücker<br />

Geschich-te 20 , die nicht weiter kommentiert wird 21 .<br />

Brieflichen Kontakt pflegte Gadebusch mit dem Göttinger Historiker August Ludwig<br />

Schlözer, der von 1765 bis 1769 ordentliches Mitglied und Professor der Akademie<br />

der Wissenschaften in St. Petersburg war. Schlözer wird besonders in der englischsprachigen<br />

Forschung als derjenige Historiker betrachtet, der die Prinzipien<br />

Voltaires bei aller Kritik am vollständigsten übernommen und die Prinzipien einer<br />

aufklärerischen Universalgeschichte am schlüssigsten formuliert habe 22 . Trotz aller<br />

Notwendigkeit, diese Lehrer-Schüler-Formel zu modifizieren, kann man festhalten,<br />

daß Schlözer als erster deutscher Historiker erfolgreich universalgeschichtliche<br />

Deutungsversuche angestellt hat 23 . Schlözer ging davon aus, daß ein konstitutiver<br />

Zusammenhang der Geschichte erst durch die Struktur der Erzählung hergestellt<br />

werden könne und suchte ein Verfahren, Gleichzeitiges nacheinander darzustellen.<br />

Einen Weg fand er in dem Begriffspaar „Aggregat“ und „System“ der Geschichte,<br />

mit dem er einen zeitlichen und einen kausal-pragmatischen Zusammenhang<br />

kennzeichnete. Das „Aggregat“ unverbundener Ereignisse war dabei die<br />

Durchgangsstufe zum „System“, das eine Reflexion über die Auswahlkriterien<br />

voraussetzte. Anders als bei Gadebusch wird für Schlözer erst durch die<br />

Verarbeitung der Nachrichten zu einem System aus dem „Aggregat“ Wissenschaft,<br />

bevor der Geschichtsschreiber seine Arbeit aufnimmt, muß eine leitende Idee<br />

vorhanden sein. Aus diesem Verständnis entwickelt Schlözer sein Konzept der<br />

17 J.S. Pütter, Versuch, die deutsche Reichshistorie durch mehrere Abtheilungen noch pragmatischer<br />

einzurichten, Göttingen 1754.<br />

18 K.R. Hausen, Versuch einer pragmatischen Geschichte des achtzehnten Jahrhunderts, Halle 1766.<br />

19 K.R. Hausen, Pragmatische Geschichte der Protestanten in Deutschland mit Beylagen und Urkunden,<br />

Halle 1767.<br />

20 J. Möser, Osnabrückische Geschichte, Osnabrück 1768.<br />

21 Vgl. Gadebusch, Observationes, T. 6, S. 323f.; Sammlungen aus der Gelehrtengeschichte 1766, S.<br />

43 und S. 114; Sammlungen aus der Gelehrtengeschichte 1766, S. 677.<br />

22 Vgl. J. Westfall Thompson, A history of historical writing, Gloucester, Mass. 1967, Bd. 2, S. 123;<br />

E. Fueter, Geschichte der neueren Historiographie, S. 373; U. Muhlack, Geschichtswissenschaft, S.<br />

134.<br />

23 Gatterers 1761 erschienenes Handbuch der Universalhistorie enthält keine derartigen Ansätze zu<br />

einem systematischen entwicklungsgeschichtlichen Geschichtsdenken, wie sie von Schlözer ausgearbeitet<br />

werden, und die Epochen und Ereignisse stehen mehr oder weniger gedanklich unverbunden<br />

nebeneinander; ähnlich die von Gadebusch genutzte Allgemeine Welthistorie Häberlins, die eher als

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