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Download - Baltische Historische Kommission

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361<br />

Betonung seines Fleißes in der Amtsführung 60 . Die durch Studien bei namhaften<br />

Lehrern und auf Reisen durch Pommern und Litauen erworbene Bildung bewirkte,<br />

daß seine Einsetzung in neue Ämter stets „einhellig“ erfolgte 61 und die Gouvernementsregierung<br />

in Riga ihn „in Betracht der dem Neuerwählten beywohnenden bekannten<br />

Fähigkeit und Geschicklichkeit, wie die Worte der Vollmacht lauten [...]“<br />

[S. 385] bestätigte.<br />

Mit seinen biographischen Schriften - speziell den drei vorliegenden biographischen<br />

Essays - versucht Gadebusch, die Leser auf bestimmte Werthaltungen einzustimmen,<br />

die sich in den im Zusammenhang mit G. Fahrensbach genannten Tugenden<br />

programmatisch manifestieren. Das Besondere der biographischen Schriften liegt<br />

darin, daß sie zwischen privater und öffentlicher Sphäre keine Grenze ziehen,<br />

sondern vielmehr private Gefühle und Entscheidungen mit Staatsangelegenheiten<br />

und politischen Geschäften vermischen. Die Essays verwirklichen so das allgemein<br />

verfolgte Anliegen, vorbildhafte Beispiele von Lebenswirklichkeiten zu geben, die<br />

den Leser zu patriotischem politischen Handeln disponieren sollten. Die deutliche<br />

Interessengebundenheit, mit der Gadebusch seine biographischen Schriften verfaßt,<br />

verhindert nicht per se die Möglichkeit zur Objektivierbarkeit der Daten, da seine<br />

Wahl des Bezugsrahmens für die Urteilsfindung deutlich gemacht wird, so daß die<br />

Aussagen und die Bedingungen, unter denen sie entstanden sind, überprüfbar<br />

werden. Die bewußte Einbeziehung von Subjektivität wird an folgenden Punkten<br />

deutlich: Gadebusch stellt sich als Biograph auf den Standpunkt der handelnden<br />

Subjekte und versucht nachzuvollziehen, wie sie die Welt von ihrer Person aus<br />

konstruieren und das politische Geschehen beeinflussen. Im Gegensatz zu<br />

objektivistischen eher beschreibenden Ansätzen verknüpft er die Lebensläufe mit<br />

einem grundlegenden Sinn, typisiert sie in bestimmten Tugenden und den Hinweisen<br />

auf patriotische Verhaltensweisen, indem er von impliziten Annahmen über die<br />

lebensgeschichtliche Kontinuität von Person und Handlungsweise ausgeht, die zur<br />

Grundlage für die entsprechende Betrachtung werden. Die in den Biographien<br />

60 Gadebusch, Bibliothek, Bd. 1, S. 387: „Diese Geschäffte [Kirchenvisitationen im Auftrage des<br />

Rats, C.K.] haben ihm in den Jahren vor und nach der Moskovischen Reise viele Zeit weggenommen<br />

und dennoch hat er nicht allein das Syndikat und Burgemeisteramt verwaltet, sondern auch eine starke<br />

Advokatur bey dem hohen und niedern Landesgerichten geführet.“; ebd., S. 386f.: „Ob er gleich<br />

kränklich war“ trat er 1769 als Deputierter des Rats eine Reise zum Landtag in Riga an.<br />

61 Wie oben dargelegt, gab es im Zusammenhang mit den Streitigkeiten zwischen Rat und Bürgerschaft<br />

der Stadt Dorpat 1764 Mißhelligkeiten, die im folgenden Jahr zu einem Ansehensverlust Gadebuschs<br />

im Rat geführt haben müssen, was sich seiner Darstellung zufolge jedoch 1766 bereits<br />

wieder gewandelt hatte, vgl. ebd., S. 385.

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