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Hamburg galt überdies als deutsches Zentrum der Physikotheologie, die als<br />

apologetische Variante des Protestantismus versuchte, dem im 18. Jahrhundert um<br />

sich greifenden Deismus mit seinen eigenen Mitteln zu begegnen, indem sie<br />

naturwissenschaftliche Erkenntnisse und den Fortschrittsglauben mit religiösen<br />

Bedürfnissen der Zeit verband und in der Erkenntnis der Natur die Güte und<br />

Weisheit Gottes pries. Dies führte einerseits zu einer Liberalisierung der Theologie<br />

und bereitete andererseits den Weg von einer religiösen zu einer<br />

naturwissenschaftlichen Naturauffassung und verschaffte den klassischen<br />

Naturwissenschaften in den Augen der Öffentlichkeit einen nützlichen Status 102 . So<br />

entstanden Schriften, in denen Naturbeobachtungen Gottesbeweise liefern sollten,<br />

und erbauliche Texte, in denen die Werke Gottes in der Natur gepriesen wurden.<br />

Johann Albert Fabricius entwickelte auf dem Gebiet der naturwissenschaftlich<br />

orientierten Theologie eine rege publizistische Tätigkeit und arbeitete neben seinen<br />

oben erwähnten Werken auf literaturhistorischem Gebiet naturwissenschaftliche<br />

Schriften aus, übersetzte Abhandlungen des englischen Physikotheologen William<br />

Derham und trug so wesentlich zur Popularisierung physikotheologischen<br />

Gedankenguts bei 103 . Fabricius’ Schriften haben erbaulichen Charakter und wollen<br />

zeigen, wie die Christen durch präzise naturwissenschaftliche Beobachtungen in<br />

ihrem Glauben an den Schöpfer und Bewahrer der Welt bestärkt werden.<br />

102 U. Krolzik vertritt die These, daß die Physikotheologie in fünffacher Weise Bedeutung für das<br />

naturwissenschaftliche Denken im 18. Jahrhundert erlangte: „a) durch Betonung der Detailforschung,<br />

b) durch Betonung der Erforschung größerer Zusammenhänge, c) durch Bervorzugung der<br />

Beobachtung und des Experimentes vor einer durch Deduktion erlangten Naturerkenntnis, d) in der<br />

Behauptung der Einheit der Natur inmitten ihrer Verschiedenheit [...], e) in der Behauptung eines in<br />

Harmonie und Gleichgewicht befindlichen Zusammenhanges alles Wirklichen; damit bereitet die<br />

Physiko-Theologie das ökologische Denken vor.“ , vgl. U. Krolzik, Das physikotheologische Naturverständnis<br />

und sein Einfluß auf das naturwissenschaftliche Denken im 18. Jahrhundert. In: Medizinhistorisches<br />

Journal, 15 (1980), S. 91.<br />

103 William Derham (1657-1735), Physico-Theology: Or A Demonstration of being and Attributes of<br />

God, From His Works of Creation [1713], London 7 1727 ; ders., Astro-Theology: Or A Demonstration<br />

of the Being an Attributes of God from a Survey of the Heavens [1714], London 6 1731, in der<br />

deutschen. B.H. Brockes gewidmeten Übersetzung von J.A. Fabricius, Astrotheologie, Oder Himmlisches<br />

Vergnügen in Gott bei aufmerksamen Anschauen des Himmels und genauerer Betrachtung der<br />

himmlischen Körper zum augenscheinlichen Beweis, daß ein Gott, und derselbige ein allgütiges,<br />

allweises, allmächtiges Wesen sei, Hamburg 1728; Fabricius verfaßte eine handschriftlich vorliegende<br />

‘Pyrotheologie’ und ‘Aërotheologie’; gedruckt liegt vor: Hydrotheologie, oder der Versuch, durch<br />

aufmerksame Betrachtung der Eigenschaften, reichen Austheilung und Bewegung der Wasser die<br />

Menschen zur Liebe und Bewunderung ihres gütigsten, weisesten, mächtigsten Schöpfers zu<br />

ermuntern, Hamburg 1734, vgl. Art. „Physikotheologie“ (U. Krolzik). In: TRE, 26, 1996, S. 593.

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