02.11.2013 Aufrufe

Download - Baltische Historische Kommission

Download - Baltische Historische Kommission

Download - Baltische Historische Kommission

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

312<br />

Zuhörer („meine Brüder, - Ihr Väter und Söhne dieser Stadt!“), in einem Gebet Gott<br />

zu danken und ihn anzuflehen, der Stadt würdige und uneigennützige Bürger<br />

zukommen zu lassen, die das Gemeinwohl der Stadt fördern, schließt Gadebusch mit<br />

einer gebetsartigen Formel:<br />

„Solchergestalt wird unsere Stadt eine Stadt der Gerechtigkeit und eine fromme Stadt<br />

heissen. Dieses verleihe der Herr, der Himmel und Erde gemacht hat; und gebe, daß<br />

wir alle, jedoch nach seinem wohlgefälligen Willen, die Vollendung dieses Baues,<br />

und die Einweihung des neuen Rathauses, in innerlichem und äußerlichen Frieden,<br />

erleben mögen.“ 69<br />

Die zweite überlieferte Rede als Justizbürgermeister zur Amtseinführung des neuen<br />

Dorpater Syndikus Johann Giese Schulz im Februar 1772 ist wesentlich nüchterner<br />

gehalten 70 . Nach einer kurzen Einleitung, in der er den Rat als Initiator der<br />

Feierlichkeit benennt, gibt Gadebusch Erläuterungen zur Gründungsgeschichte und<br />

Verfassung Dorpats. Mitte des 16. Jahrhunderts hatte der Stadtrat erstmalig einen<br />

Syndikus eingesetzt, zur Zeit der polnischen Regierung bekleidete das Amt Christian<br />

Schraffer, über den Gadebusch verstreutes Material aus B. Russows und C. Kelchs<br />

Chroniken schöpfen konnte 71 . Ausführlich versucht er, ein Bild Schraffers zu geben,<br />

dessen Charakter in der livländischen Geschichtsschreibung sehr umstritten war, da<br />

er als Hofprediger des Herzogs Magnus von Holstein an den Bemühungen beteiligt<br />

war, Livland für den Zaren zu gewinnen, zugleich als Syndikus und Oberpastor an<br />

der Dorpater St. Johanniskirche für das Wohl der Stadt sorgte. Nach einem kurzen<br />

Blick auf die russische Periode der Stadt, in der sich das Syndikat zu einem<br />

beständigen Ehrenamt entwickelte, wendet sich Gadebusch direkt an den neuen<br />

Syndikus und benennt Erwartungen und Zugeständnisse des Rats. Den Schluß der<br />

Rede bilden persönliche Glück- und Segenswünsche und die Aufforderung an<br />

Schulz, den Amtseid zu leisten.<br />

7.4.) Die Kunst der objektiven Parteilichkeit: Gadebuschs Umgang mit Quellen<br />

und Literatur<br />

69 Gadebusch, Nachricht von Wiedererbauung des Rathauses, S. 9.<br />

70 Gadebusch, Rede, worinn einige Begebenheiten der älteren Geschichte Lieflands erläutert werden;<br />

Gadebusch verweist selbst auf den Druck der Rede, vgl. Jahrbücher II2, § 10, S. 27, Anm. i).<br />

71 Vgl. Gadebusch, Bibliothek, Bd. 3, S. 110-114; Jahrbücher II1, S. 122, 162, 189, 201; II2, S. 19,<br />

27, 54, 57, 78.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!