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Evangeliums und der verbesserten Lehre, welches Gott durch Martin Luthern in<br />

Deutschland aufstecken lassen, itzt in seine Gränzen drang.“ 213<br />

Die Reformation erscheint als eine von Geistlichen, weltlichen Ständen und Städten<br />

getragene Bewegung, die von „dem gemeinen Manne“ vielfach mißverstanden und<br />

in seinen Handlungen durch Maßlosigkeiten - wie in den Bilderstürmen in Riga und<br />

Dorpat und den Schwärmereien - ins Negative verkehrt wurde. Die Reformation trug<br />

Gadebusch zufolge in Livland - der Aufklärung vergleichbar - zur Hebung der<br />

Volksbildung bei und vollzog sich vor dem Hintergrund eines ständischen und regionalen<br />

Selbstbewußtseins. Bedingt durch die lebendigen Beziehungen zu den<br />

Reformatoren Luther und Bugenhagen, deren Ideen von ihren Schülern wie z.B.<br />

Andreas Knopken ins Land getragen wurden, vermittelte sie noch einmal das Gefühl<br />

der Reichszugehörigkeit, für die der formale Rahmen mit der Verleihung der<br />

Reichsfürstenwürde an alle Landesherren geschaffen worden war. Gadebusch<br />

positioniert seine Bewertung der Reformation zwischen zwei Polen: der strikten<br />

Ablehnung des Katholizismus - der „papistischen Lehre“ -, dem er „Blindheit und<br />

Werkheiligkeit“ 214 , ausschließliches Streben nach gesicherten Pfründen 215 und die<br />

Vernachlässigung der seelsorgerlichen Pflichten den Esten und Letten gegenüber<br />

vorwirft 216 und auf der anderen Seite der Ablehnung des aus den evangelischen<br />

Lehren erwachsenden Schwärmertums, das besonders in Dorpat in der Person des<br />

radikalen Laienpredigers Melchior Hofmann einzog und den „gemeinen Manne“, die<br />

Handwerker und Schwarzhäupter, zu den Bilderstürmen anstiftete. Der Person und<br />

dem Wirken Hofmanns, der als Anhänger Thomas Münzers wirkte, widmet<br />

Gadebusch auf Grundlage seines für die ‘Bibliothek’ verfaßten biographischen<br />

Artikels in den ‘Jahrbücher[n]’ breiten Raum<br />

217 . Hofmann erscheint als<br />

verschlagener, auf seinen Vorteil bedachter „berüchtigter Schwärmer“, der sich „zum<br />

Lehrer und Glaubensverbesserer aufwarf“ 218 , macht sich durch seinen religiösen<br />

Eifer, seinen Hochmut und seine Arroganz verdächtig. Resultat der von Hofmann<br />

ausgelösten Proteste war ein Kompromiß zwischen Protestanten und den Domherren<br />

des Bischofs: der Dom blieb im Besitz des Bischofs, die Stadtkirchen wurden den<br />

213 Gadebusch, Jahrbücher I2, § 115, S. 295.<br />

214 Vgl. Gadebusch, Jahrbücher I2, § 49, S. 134.<br />

215 Vgl. Gadebusch, Jahrbücher II1, § 143, S. 263.<br />

216 Vgl. Gadebusch, Jahrbücher III1, § 46, S. 75.<br />

217 Vgl. Gadebusch, Jahrbücher I2, § 118, S. 304-322; Bibliothek, Bd. 2, S. 89-93.<br />

218 Gadebusch, Bibliothek, Bd. 2, S. 89.

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