02.11.2013 Aufrufe

Download - Baltische Historische Kommission

Download - Baltische Historische Kommission

Download - Baltische Historische Kommission

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

386<br />

Möglichkeit hatte, Kirchenbücher einzusehen und diese nun als historische Quelle<br />

abwertet 67 .<br />

9.5.) Aufklärung als nationale und internationale Kommunikation<br />

Die Tendenz, das Phänomen der Aufklärung nicht als Erkenntnisfundus, sondern als<br />

Erkenntnisweise zu begreifen, hat bewirkt, daß es ein Anliegen der jüngeren historischen<br />

Forschung ist, die Aufklärung als Kommunikationsprozeß zu verstehen 68 .<br />

Die zahlreichen Briefe an und die in geringerer Anzahl überlieferten Briefe von<br />

Gadebusch können - als ergänzende Quelle - als Zeugnis aufklärerischer<br />

Kulturpartnerschaften betrachtet werden und vermitteln ein repräsentatives Bild der<br />

Vielgestaltigkeit der gesamteuropäischen Aufklärung. Neben epochentypischen<br />

Eigenschaften enthalten sie stets auch spezifische Merkmale, die vom<br />

geographischen Ort, der gesellschaftlichen Stellung und der regionalen<br />

Zugehörigkeit des Korrespondenten ausgehen. Von dem aufklärerischen Streben<br />

nach Erweiterung der Öffentlichkeit beeinflußt, erwuchs bei Gadebusch das<br />

Interesse, sich einem breiteren Personenkreis darzustellen und über die Publikation<br />

seiner Schriften hinaus mit den Briefen - die per se keinen Öffentlichkeitscharakter<br />

hatten - ein Mittel des Selbstzeugnisses zu schaffen. Auch die Betrachtung der Briefe<br />

an Gadebusch dient in erster Linie der Charakterisierung Gadebuschs und nicht<br />

derjenigen seiner Korrespondenzpartner, wie z.B. die Aufnahme der<br />

Gratulationsschreiben nach der Wahl zum Amt des Justizbürgermeisters, die<br />

Neujahrsgrüße und die große Zahl der Kondolenzschreiben nach dem Tod von Gadebuschs<br />

Frau, die alle seine exponierte Position in Dorpat betonen sollen.<br />

67 „Wer seinen Stammbaum bis auf die gegenwärtige Zeit fortführen will, der mag selbst die Kirchenbücher,<br />

oder in deren Ermangelung seine Tanten, befragen. Mir war es um das Wesentlichere der<br />

Geschichte zu thun; und Männer von Einsicht werden mir beystimmen.“, vgl. [H.J.Lieven], Materialien<br />

zu einer liefländischen Adelsgeschichte, S. 51f.<br />

68 Vgl. H.E. Bödeker, Aufklärung als Kommunikationsprozeß. In: Aufklärung, 2 (1987), H. 2, S. 83-<br />

112.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!